Chicks on Speed

“Cutting the Edge“

Chicks on Speed, mittlerweile zum Duo geschrumpftes Allroundkünstlerinnen-Kollektiv aus München meldet sich nach „Press the Spacebar“ (2004) und dem 3-CD-Sampler „Girl Monster“ (06) zurück: auf „Cutting the Edge“ präsentieren sich die Chicks (Melissa Logan und Alex Murray-Leslie) einmal mehr als hyperaktives Gesamtkunstwerk. CoS waren
schon immer mehr als eine Band, arbeiten als Bildende Künstlerinnen, Regisseurinnen, Schneiderinnen – und feministische Aktivistinnen sowieso. All diese Fäden laufen auf „Cutting the Edge“ zusammen, die Tracks wurden während Performances im MoMa und Centre Pompidou aufgenommen, aber auch unterwegs im Zug, zuhause im Badezimmer und überall, wo man ein Mikro aufstellen kann. Viele Gäste fanden sich ein: Mark Stewart, WhoMadeWho, Anat Ben-David, Patrick Pulsinger und andere ließen sich nicht lange bitten, etwas zur neuen Chicks-Platte beizutragen. 23 Songs entstanden auf diese nomadische Weise, hin- und herbouncend zwischen Disco, Electro, Punk, Rock’n’Roll, Bubblegum-Pop, HipHop und Surf, die Chicks singen über Vibratoren (mit Fred Schneider von den B-52’s!), Nähmaschinen, Sex in der Stadt (den angeblich keiner hat), ein „Supersurfer Girl“, bieten beim „Scream Song“ eine wilde Schreiorgie und setzen sich auf „Worst Band in the World“ selbst ein Denkmal: „You can imitate us / but no matter how hard you try / you will never be like us / we’re not cocks on weed, we are chicks on speed“. Zwischen den Songs gibt es spoken-word-Einspielungen mit (selbst-)ironischen Betrachtungen über den Kunstbetrieb oder ein saftiges „fuck you“ an jene, die sich mit fremden Federn schmücken. Auf „Cutting the Edge“ ist jeder Ton, jedes Wort ein fröhlicher Aufruf zur Revolution und zum Selbermachen, manchmal ganz konkret, siehe/höre „How
to Build A High Heeled Shoe Guitar“!

Doppel-CD, 2009, 11 + 13 Tracks, Label: Chicks on Speed Records

Christina Mohr

21.05.2009