Melody Gardot
“Currency Of Man“
Fans mussten sich einige Jahre gedulden, doch jetzt ist es raus: das vierte Album der Jazzmusikerin Melody Gardot. Einen „Sprung ins Ungewisse“ nennt sie ihr Konzeptalbum. Inspiriert von Menschen, die sie in Los Angeles – am Rande der Gesellschaft lebend – traf und bewegt von der Geschichte des 14jährigen Afroamerikaners Emmett Till, der 1955 von Rassisten bestialisch umgebracht wurde und dessen Tod und Freilassung der Mörder das Civil Rights Movement in den USA mitbegründete, hat sie mit ihrem Produzenten Larry Klein ein berührendes, starkes Album geschaffen, das die Menschen erinnern soll, dass Rassismus und Egoismus immer noch auf dem Vormarsch sind. Analoges Equipment, alte Mikros, Röhrenverstärker und echte Tonbänder, Alltagsgeräusche, sowie auf 432 Herz tiefer gestimmte Instrumente sorgen für authentisches Schwarz-Weißfeeling. Im Song „Preacherman“, der Emmett Till’s Tod besingt, singt ein Chor, der aus über 100 Facebook-Fans von Gardot zusammengesetzt wurde. Gardot’s dunkle, warme Stimme mit dem schönen Flirren singt mit enormer Intensität. Vielleicht liegt es daran, dass die Künstlerin immer noch tagtäglich mit den Spätfolgen ihres Unfalls konfrontiert ist, und/oder dass sie sich als Buddhistin versteht – ihren Einsatz für mehr Menschlichkeit nimmt man ihr sofort ab. „Menschen vergessen, was du gesagt hast, aber sie vergessen nicht, was du sie hast spüren lassen“, sagt Emmett Till’s Cousine im Making Of des Videos. „Currency Of Man“ wird sicher bei vielen Menschen einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
MELODIVA CD Tipp Juni 2015
CD, 2015, 15 Tracks, Label: Decca
Mane Stelzer13.07.2015