Eva Klesse Quartett
“Creatures & States“
Im Eva Klesse Quartett haben sich um die Schlagzeugerin und Instrumentalprofessorin Evgeny Ring (sax), Philip Frischkorn (p) und – neu am Bass – Stefan Schönegg versammelt. Mit der Veröffentlichung ihres vierten Albums „Creatures & States“ bleiben sie ihrem Zweijahresrhythmus treu. Auf der spannenden Neuveröffentlichung sind Kompositionen von allen vier Musiker*innen zu hören, und was die/der jeweilige Urheber*in dabei für Hintergedanken hatte, ist mit großem Spaß im Booklet nachzulesen. Da geht es um Kreaturen wie das Miniatur-Nilpferd, das Klesse eines Nachts im Traum erschien und sie aufforderte, es zu bürsten. Die Leitmelodie und die Vorstellung, wie Klesse mit der Zahnbürste ein kleines Nilpferd bürstet, werden wohl noch länger in meinem Ohr bleiben. Im „Einsiedlerkrebs“ versinnbildlicht sich das Leben als einsame Komponistin und aus dem Koffer lebende Tournomadin. „Hal Incandenza“ dagegen ist eine Romanfigur: ein grüblerischer Kiffer und Tennisspieler, der aus einem Buch von David Foster Wallace stammt. In weiteren Stücken werden Gefühlswelten ausgelotet: die Suche nach Einheit und dem Vollkommenen („Choral for P“) oder die chaotische Verwirrung, die einen überkommen kann, wenn man sich verliebt („Flirr!“). Eine Prise Drama zieht mit „La Vie“ ein, in dem es um die Stürme des Lebens geht, „Der Tuchmacher“ verwebt elegante Liebeserklärungen in seinen Stoff. Es ist zu hören, dass die vier eine „Lust am instrumentalen Gespräch“ (BR-Klassik) verbindet. Es ist diese Bereitschaft, sich aufeinander einzulassen und sich immer wieder zu überraschen, die die Formation so besonders macht und das Zuhören so empfehlenswert. Live sind sie im Oktober und November zu erleben.
CD, 2020, 10 Tracks, Label: Yellowbird/Enja
Mane Stelzer21.10.2020