Cate Le Bon

“Crab Day“

Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie erführen, dass Sie Ihren Geburtstag bisher am falschen Tag gefeiert haben? Die walisische Singer-/Songwriterin Cate Le Bon schrieb erstmal einen Song („I Was Born On The Wrong Day“) und dann ein ganzes Album über diese Erfahrung, die zwar nicht das gesamte Leben über den Haufen wirft, aber doch eine gewisse Schräglage hervorruft. Beziehungsweise einiges in Frage stellt wie die Vertrauenswürdigkeit der Eltern zum Beispiel, die für die falsche Geburtstags-Information schließlich verantwortlich sind – und diesen Fehler erst Jahrzehnte später aufklären. Da Cate Le Bon noch nie ins übliche Singer-/Songwriter-Schema passte, ist auch ihre Verarbeitungsstrategie resp. neue Platte „Crab Day“ ein Vergnügen der ganz besonderen Art: Bewusst schiefe, dissonante Töne erwecken zunächst den Eindruck, dass hier etwas ganz und gar nicht zusammenpasst – um beim nächsten Hinhören total plausibel zu wirken. Cates Punk-Vergangenheit ist in Stücken wie „I’m A Dirty Attic“, „Love Is Not Love“ und vor allem im avantgardistisch-freejazzig ausufernden, knapp achtminütigen Schlusstrack „What’s Not Mine“ spürbar: Raue verzerrte Gitarrenparts verbinden sich mit den lakonisch-absurden Lyrics der (mutmaßlich, haha) 33-jährigen zu verschrobenen Kleinodien, für die sich so leicht kein Vergleich finden lässt. Gut so, denn Cate Le Bon ist eine Marke für sich, die frau, einmal gehört, nicht mehr vergisst. Am Schlagzeug saß für „Crab Day“ übrigens Cates gute Freundin Stella Mozgawa, hauptberuflich bei Warpaint.

CD, 2016, 10 Tracks, Label: Caroline

Christina Mohr

20.04.2016