Madonna

“Confessions on a Dancefloor“

Es handelt sich hier um die Besprechung eines Discoalbums. Einige finden so was nicht gut. Sie meinen, wenn man je ein Discoalbum als Kunst auf den Markt werfen durfte, dann wohl nur in den 80er Jahren oder im Sog von U2. Quatsch! Cindy Lauper hat es vor Ewigkeiten schon für alle Besserwisser auf den Punkt gebracht – „girls just wanna have fun“! Ich für meinen Teil gestehe hier, meine erste Kassette (meine erste Vinylscheibe einzugestehen, wäre übrigens wesentlich unangenehmer) war „Like a virgin“ von Madonna. Damals habe ich zwar die Texte noch nicht verstanden, das hat mich aber nicht gehindert, singend durch das ganze Haus zu springen und meine Familie in den Wahnsinn zu treiben. Mit Erfindung des Walkman habe ich zu „Like a virgin“ dann auch auf der Straße getanzt (in einem kurzen schwarzen Stufenrock). Seit dem habe ich jede Verwandlung von Madonna mitgemacht. Ja, ich habe sogar ihre Filme gesehen. Ich vergebe ihr nicht alles, schon gar nicht das Album „American Life“, das ich zwar im Schrank habe, aber eigentlich nie im CD-Player. Mit „Confessions on a dancefloor“ macht mich Madonna jetzt wieder glücklich. Dazu kann man wieder durch die Wohnung springen, im Bus vor sich hin summen und hibbeln oder im Club die Nacht zum Tag machen. Und dabei muss man nicht über Kabbala, Mystizismus, Henna oder Weltpolitik nachdenken. Gerade jetzt zum Jahreswechsel bin ich für diese Form der eingängigen, tanzbaren, nicht missionarischen Unterhaltung unheimlich dankbar. Ich bin auch völlig mit dem lila Outfit zu den MTV-Awards einverstanden. Wenn man Madonna ist, wenn man erreicht hat, was sie geschafft hat, dann muss man keinen Erwartungen gerecht werden und vor allem muss man sich nicht seinem Alter entsprechend verhalten. Wenn man aussieht wie sie, dann muss man sich auch nicht seinem Alter entsprechend in Twinsets hüllen. Und wenn man schon immer Madonna gehört hat und überhaupt nichts dabei findet, summend und tanzend durch den Weihnachtseinkaufstrubel zu gleiten, dann muss man das auch nicht! Das Leben ist hart genug, benehmen wir uns einfach mal ein bisschen unvernünftig und hören Madonna. Man muss das Album ja nicht gleich als Klingelton erwerben.

CD, 2005, 12 Tracks, Label: Warner

Nadine Hartung

05.01.2006