Martha Wainwright
“Come Home to Mama“
Der Titel von Martha Wainwrights neuem Album ist mehrdeutig: Anfang 2010 starb Kate McGarrigle, Marthas und Rufus’ geliebte Mutter an Krebs, wenige Monate zuvor bekam Martha selbst einen kleinen Sohn. Wenig verwunderlich also, dass „Come Home to Mama“ sehr emotional geworden ist – und am Eindringlichsten dann, wenn die Songs direkte persönliche Bezüge haben wie die Folkballade „Proserpina“, das letzte von Kate McGarrigle komponierte Lied. Oder – ebenfalls eine Ballade – das berührende „All Your Clothes“, in dem Martha darüber singt, wie sie die Kleider der verstorbenen Kate aussortierte. Aber nicht alle Stücke sind so nachdenklich und traurig, ganz im Gegenteil. Es sind sogar schon Kritiker auf den Plan getreten, die „Come Home to Mama“ als „Spielplatz zu vieler Stile“ bezeichnen, eine Wertung, der wir uns nicht anschließen können. Denn: was ist an sensitiven, klugen Popsongs wie „Can You Believe It“ oder „Four Black Sheep“ auszusetzen oder an discoiden Tracks wie „Some People“ und „I Wanna Make An Arrest“? Richtig, gar nichts. Es ist sogar sehr begrüßenswert, wenn junge Mütter tanzen gehen wollen und es auch tun, melancholisch herumsitzen kann man schließlich noch oft genug. Produziert wurde das stil- und stimmungsmäßig in der Tat sehr abwechslungsreiche Album von Yuka Honda (of-Cibo-Mato-Fame), die für einen „femininen Touch“ sorgen sollte – wenn feminin bedeutet, sich nicht davor zu fürchten, sein Innerstes vor aller Welt auszubreiten, dann ist diese Mission absolut gelungen.
CD, 2012, 10 tracks, Label: Cooperative Music (Universal)
Christina Mohr25.10.2012