Cynthia Erivo
“Ch. 1, Vs.1“
„I have tried to paint you a picture of the places I have been. The people I have met and the life I’ve lived so far. Whatever you feel when you listen to these songs is something I have felt”, schreibt die Schauspielerin und Sängerin Cynthia Erivo im Booklet ihres Debüts. Das klingt gar nicht nach einer preisgekrönten Künstlerin, die mit ihren 34 Jahren bereits einen Emmy, Grammy und Tony Award gewonnen hat und für zwei Oscars nominiert wurde – auf der Kinoleinwand und auf Theater- und Musicalbühnen. Als Solosängerin beginnt sie ganz von vorn: mit dem ersten Vers des ersten Kapitels („Ch.1, Vs. 1“). Ihr Album startet mit einem Blick auf das Smartphone und die entsetzlichen Nachrichten von Trump, Brexit & Co („And I die Inside“). Darin fragt sie, warum wir uns nicht der Verantwortung für die Welt stellen? In „Alive“ geht es um die Schatten der Vergangenheit und unbequeme, aber notwendige Erfahrungen. „Hero“ fängt den Horror der Coronapandemie ein, wurde dann aber vom Tod George Floyds eingeholt und unweigerlich zu seiner Hymne. Erivo ist eine starke Erzählerin, die mit wandlungsfähiger Stimme von Einsamkeit und Trauer, aber auch Liebe, Mitgefühl, gegenseitigem Support, Erfolg und Dankbarkeit singt und dabei – obschon gewohnt, in andere Rollen zu schlüpfen – ganz sie selbst ist. Und obwohl ihr Album auf dem berühmten Jazzlabel Verve Records erscheint, das Gesangsikoninnen wie Ella Fitzgerald hervorgebracht hat, ist es kein Jazzalbum; es bietet vielmehr einen unwiderstehlichen Mix aus Popsongs, grandiosen Balladen, A Cappella und Soul.
CD, 2021, 12 Tracks, Label: Universal/Verve Records
Mane Stelzer28.09.2021