Misia

“Canto“

Misia gilt nicht nur in ihrer Heimat Portugal als eine der mutigsten und innovativsten Fado-Interpretinnen des Landes. Mit „Canto“ setzt sie ihrem Landsmann, dem Komponisten und Gitarristen Carlos Paredes, ein musikalisches Denkmal. Poetisch, melancholisch und eindringlich – durch den Fado drücken portugiesische Sängerinnen und Sänger seit Jahrhunderten ihr Lebensgefühl, ihre Sehnsüchte und ihre Hoffnungen aus. Dass der Fado auch immer politische Aussagen transportierte, zeigt sich nicht zuletzt am Schaffen Carlos Paredes‘, einem der wichtigsten Künstler seiner Zeit. Seine Musik trug 1974 maßgeblich dazu bei, dass der damalige Militärputsch weitestgehend unblutig verlief. Der bekannte portugiesische Dichter und Autor Vasco Graca Moura schrieb – auf Wunsch der Sängerin – für „Canto“ poetisch klingende Liedtexte zu Paredes‘ Musik, und man muss diese Texte nicht verstehen, um zu wissen, wovon Misia singt. Man muss nur ihrer feinfühliger Stimme, den Streichern und Gitarristen lauschen, und ahnt, wie es um die portugiesische Seele bestellt ist. Ein wunderbar lyrisches Erlebnis. Rezension zuerst erschienen bei © jazzdimensions www.jazzdimensions.de

CD, 2003, 13 Tracks, Label: Warner Jazz

Peggy Thiele

21.01.2004