Anja Garbarek

“Briefly Shaking“

Ist sie nicht die Tochter von … ? Ja, genau, die Tochter von Jan Garbarek, dem berühmten Jazzsaxophonisten. Aber beim Nachnamen hören die musikalischen Gemeinsamkeiten auch schon auf: Anja Garbarek hat – immerhin ist dies bereits ihre dritte Scheibe – längst ihren eigenen Sound gefunden, ihr Gesang und ihre Musik sprechen für sich. Auch wenn die Musikerin gerne noch im gut ausgestatteten Studio ihres Vaters wildert und ihn mitarrangieren läßt, so sind doch ihre Ideen, ihre Soundfrickeleien, sehr ausgefeilt und individuell. „Briefly Shaking“ ist ein Album zwischen Singer-Songwritermaterial, klarem Pop und elektronischen Extravaganzen. Hört man genau hin, sind textlicher Inhalt und Melodieführung oft gegenteilig – Anja Garbarek liebt es laut eigener Aussage, die Leute zu überraschen.
„Briefly Shaking“ bedeutet vertrackte Melodien, exzentrische Songs, die nach mehrmaligem Hinhören verlangen. Je öfter man das Album hört, desto mehr gehen die Lieder unter die Haut, schleicht sich die kontrastreiche Musik in unsere Gehörgänge ein. Schön, dass Anja Garbarek einst durch die norwegische Plattenindustrie von der Musicalbühne weg als Sängerin engagiert wurde. Sonst wären uns doch glatt ihre musikalische Entwicklung und ihre kunstvollen Lieder entgangen.

CD, 2006, www.anjagarbarek.com, Label: Virgin/EMI

Carina Prange

12.06.2006