Chloe Charles

“Break The Balance“

“Faith has got me this far / not by the standards of your god / but in the little things / and in the crickets / and in the toads” – die Texte der aus Toronto stammenden Singer-/Songwriterin Chloe Charles sind nachdenklich und reich an eindrucksvollen Bildern wie eben dem, dass sich das, was andere Gott nennen, für Chloe in einer Kröte offenbart. Davon werden sich viele provoziert fühlen, dabei ist Chloe Charles eine intellektuelle Skeptikerin, die leise Töne bevorzugt. Beinah zu leise, denn auf ihrem neuen Album „Break the Balance“ hält sie ihr ausgefeiltes klassisches Gitarrenspiel, das unlängst vom renommierten Fachblatt „Guitar World“ lobend erwähnt wurde, im Hintergrund zwischen Celli und Violinen versteckt, als wolle sie mit ihrem Können nicht allzu sehr angeben. Charles’ Songs sind eine zeitlose Mischung aus Folk, Blues, Soul und Pop, die ihr Vergleiche mit Feist, Cat Power, Nina Simone und Joanna Newsom einbrachten – große Namen und beste Gesellschaft für die Stiefschwester Julian Lennons, die glamourös und unprätenziös zugleich auftritt, vor kurzem konnte man sie in Berlin bei spontanen Straßenkonzerten erleben. Am Spannendsten ist das Album dann, wenn Chloe die titelgebende Balance bricht, ihre rauchige Stimme durch den Verzerrer schickt oder elektronische Intermezzi einfügt wie bei „Plastic Life – Vignette“. Man ahnt, dass Charles das zweiflerische „Find Her Way“ für sich selbst geschrieben hat und möchte sie mit ihren eigenen Lyrics aus „Business“ ermutigen: „Girl, I like your business, whoa, let´s have a good time!“

CD, 2012, 14 Tracks, Label: makemydayrecords

Christina Mohr

05.12.2012