Cortney Tidwell
“Boys““
„In meinem Leben gab es immer einen Mangel an Mädchen – ich war besessen von Rockmusik und Mädchen interessierten sich nicht so sehr dafür. Also hing ich mit den Jungs rum. Und heute ist es genauso: ich habe sogar zwei Söhne geboren.“ So erklärt die aus Nashville stammende Gitarristin und Sängerin Cortney Tidwell den Titel ihres zweiten Soloalbums, „Boys“. Dass Cortneys Mutter tragischerweise sehr früh an Krebs starb und die Tochter allein mit dem Vater lebte, ist ein weiteres Indiz für die Männerdominanz in Tidwells Leben, führt an dieser Stelle aber zu weit. Als vor drei Jahren ihr erstes Album „Don’t Let Stars Keep Us Tangled Up“ erschien, machte sie sich aus dem Stand viele Freunde, ging mit Martha Wainwright und Andrew Bird auf Tour und sang mit Kurt Wagner (Lambchop) im Duett – auf „Boys“ experimentieren Tidwell und ihre Musiker, die aus dem großen Lambchop-Ensemble stammen, mit vielen Stilen: Elektro- und Indierockelemente wie beim lebhaften „Watusii“ und dem bodenständigen „So We Sing“ kontrastieren mit sphärischen Folk- und Psychedeliktracks wie das asiatisch angehauchte „Oh China“ oder „Palace“, das auch Arcade Fire-Fans gefallen wird und unwirklich-schwebenden Balladen wie „Oslo“ und „Bad News“. Geigen und Harfen kommen ebenso zum Einsatz wie eine knarzige Beatbox, mal sind die Arrangements minimalistisch, dann wieder satt und opulent. Tidwells Stimme erinnert manche an Björk oder Kate Bush, was aber auch nur wieder heißt, dass man sie kaum in eine Kategorie einordnen kann – was ja nicht das Schlechteste ist, gerade wenn man sich gegen die „Boys“ behaupten will.
CD, 2009, 11 Tracks, Label: Import/Cityslang
Christina Mohr30.06.2009