Tonia Reeh

“Boykiller“

Unter ihrem Künstlernamen Monotekktoni zelebriert die Berliner Musikerin Tonia Reeh brachialen, experimentellen Lärm aus verzerrten Elektroniksounds und sloganhaften Texten. Auf ihrem aktuellen Album firmiert Tonia Reeh als Tonia Reeh – und macht schon durch die Namenswahl deutlich, dass „Boykiller“ ganz anders klingt als Monotekktonis Musik. Reeh arbeitet auf ihren elf neuen Stücken fast ausschließlich mit Klavier und Stimme, und doch ist „Boykiller“ von fragilen Singer-/Songwriterinnenklängen weit entfernt. Denn ob Monotekktoni oder Tonia Reeh, die charakteristische Mischung aus Emotionalität, Intensität, AufrührerInnentum und Dekonstruktionswillen bleibt dieselbe. Für „Boykiller“ greift Tonia Reeh auf ihre klassische Klavier- und Gesangsausbildung zurück, rückt ihre operngeschulte Stimme und ihr kompositorisches Können in den Mittelpunkt. Die Songstrukturen sind so komplex wie eingängig, die Lyrics mehr als verstörend: wo Monotekktoni mit den gesellschaftlichen Verhältnissen abrechnet, bohrt Tonia Reeh eher im Privat-Persönlichen. Weh tut es immer: „Please hand me the dynamite, there´s a lot to do outside“ heißt es bei Monotekktoni, Tonia Reeh singt: „Your dick is not dignified, so I can cut it off“ („Happy Knife“). Auch wenn Tonia betont, man solle alles, was sie sagt und singt, nicht so ernst nehmen, ist es „Boykiller“ganz besonders zu gönnen, dass genau hingehört wird.

CD, 2011, 11 Tracks, Label: Cloudshill

Christina Mohr

07.10.2011