Julie Kuhl

“Born With Nostalgic Bones“

Manche fangen in ihrer Jugend mit dem Songschreiben an und gründen eine Band. Dann kommt – wenn alles gut läuft – in den Zwanzigern die erste Platte. Nicht so bei Julie Kuhl. Die Singer-/Songwriterin aus Frankfurt ist 17 Jahre jung und veröffentlicht bereits ihr zweites Album, auf dem sie sich als reife Künstlerin präsentiert. Die gebürtige Französin macht Musik seit sie ein Kind ist, und hat bereits mit 15 ihr Debütalbum im Kinderzimmer aufgenommen. Inspiriert von Arlo Parks, Phoebe Bridgers, Joy Crookes oder Billie Eilish hat sie an ihrer Gitarre die Songs für ihren Zweitling geschrieben und dafür sogar eine Förderung von der Initiative Musik  bekommen (die erste, die an eine minderjährige Künstlerin ging!). Auf der LP sind neben ihrer eigenen Band noch weitere, insgesamt 18 Musiker*innen zu hören. Dass dies dem Projekt den richtigen Schliff gegeben hat, ist sicherlich ihrem Frankfurter Musiklabel Jazz Montez Records zu verdanken, das sie mit tollen Musiker*innen (Madsius Ovanda, Kira Linn, Franzi Aller u.a.) zusammengebracht hat, die ihr nichts übergestülpt, sondern geholfen haben, ihre Lieder zu entfalten. Die klingen mal nach clubtauglichem Indie-Soul, funky 70er Feeling oder intimer Folkballade („July“), immer aber authentisch und un peu nostalgique. Kuhl verarbeitet in ihren Songs ihre Probleme und Sorgen: „Dass man mich auf dem Cover des Albums als „Lonely Freak“ sieht, kommt natürlich auch nicht von ungefähr. (…) genau so habe ich mich damals oft gefühlt, wenn es mir nicht gut ging“. Großartig, wenn dabei so coole Musik entsteht.           

CD, 2022, 9 Tracks, Label: Jazz Montez Records

Mane Stelzer

19.12.2022