Sarah-Jane Morris

“Bloody Rain“

Das dieses Jahr erschienene 8. Album der britischen Sängerin „Bloody Rain“ ist ein tolles musikalisches Werk und in jedem Fall empfehlenswert. Obwohl ihre Alben im Allgemeinen mit Soul gelabelt werden, sucht man Soulmusik im klassischen Sinn hier vergebens – was natürlich nicht heißen soll, dass sie nicht eine gehörige Portion Soul in ihrer Stimme hat! Vielmehr sind die Songs ein buntes Potpourri aus Rhythm and Blues-artigen Grooves, New Orleans-mäßigen Bläsersätzen, Weltmusik-ähnlichem Chorgesang und angenehm durchsichtigen Pop Arrangements. Diese Mischung kommt wohl durch die an der Produktion beteiligten Musiker aus aller Welt zustande. Deutlich kann man auch die von Co-Writer und Gitarrist Dominic Miller beeinflussten Lieder ausmachen, die eindeutig nach Sting klingen (wie z.B. „Across The Desert To Love“). Die Texte zur spannend abwechslungsreichen Musik sind frech („Men Just Wanna Have Fun“), persönlich und ehrlich („Deeper Well“, „Bloody Rain“) und weisen unverfroren auf gesellschaftliche und politisch Missstände hin („Coal Train“). Vorgetragen mit ihrer rauen und direkten Art zu singen, kauft man ihr das Gesagte sofort ab, was ja bei aktuellen KünstlerInnen eher selten der Fall ist – man merkt schnell, dass sie etwas erlebt hat und nicht nur Plattitüden abspult. Bei der Interpretation der Songs lassen sich die MusikerInnen durchaus Zeit etwas zu entwickeln und überschreiten bei der Spieldauer des Öfteren das radioübliche Längenformat, was den Liedern durchaus zugute kommt: die dadurch entstehenden Klangmalereien und Improvisationen fehlen vielen modernen Produktionen und machen das Album lebendig und außergewöhnlich.

CD, 2014, 15 Tracks, Label: Weatherbox

Frank Rapke

12.10.2014