SONiA & Disappear Fear

“Blood, Bones & Baltimore“

Wow! Who’s that girl? So eine Powermusikerin mit solch tollen Songs und ich hab noch nie von ihr gehört … Tatsächlich ist sie in Deutschland (fast) unbekannt – verwunderlich, da die aus Baltimore/Maryland stammende Liedermacherin solo und mit ihrer Band „Disappear Fear“ bereits seit 1987 in USA, Skandinavien, Australien und Israel unterwegs ist. Ihre freimütigen und mitreißenden Liebeslieder, die der Heuchelei und den Vorurteilen der amerikanischen Gesellschaft eine positive Botschaft von Offenheit und Optimismus entgegensetzen, brachten ihr bereits Anerkennung als „Künstlerin des Jahres“ bei den Gay and Lesbian Music Awards (GLAMA) ein. Während ihrer Israel-Tournee 2006 wurde sie vom zweiten Libanonkrieg überrascht und entschied sich dennoch dafür, unter Lebensgefahr in Schutzräumen zu spielen. „150 Raketen waren auf uns gerichtet. Ist Disappear Fear nur eine coole Phrase, oder lebe ich die Wirklichkeit meiner eigenen Worte?“, fragte sie sich.
Auf ihrer mittlerweile 13. CD erfreut sie uns mit neun Eigenkompositionen und einem Cover von Woody Guthrie, dem Vater des politischen Folksongs. „…I play the pinkest blues“, singt sie augenzwinkernd, und tatsächlich sind die meisten Stücke bluesig bis rhythm’n’bluesig, eingespielt live und äußerst authentisch im Studio, an nur einem Tag, um größtmögliche Livequalität zu erzielen. Sehr ansprechend ihre Stimme, die mädchenhafte Frische mit herber Lebensklugkeit vereint und bei „Biggest Baddest Heart“ und „Pack of Newport“ herrlich rotzig powert. Violine, Flöte, Saxophon und Klarinette setzen immer wieder wunderschöne Akzente, die bisweilen sogar für klezmereske Momente sorgen. Kontrabass und Drums sorgen für ein solides, aber unaufdringliches Fundament. Auch wenn sie allein mit Gitarre und Harmonica singt („Call Me Sonia“ und „Worried Man Blues“), ist sie klasse. „Don’t Make Me Wrong“ ist ein wunderschöner Country-„Hurting Song“, aber ohne die genretypische Larmoyanz. „Who I Am (say amen)“ bietet berührende Lyrics, die ihr Streben nach einer besseren Welt ausdrücken: „Mom… God… John say it’s okay that I’m who I am.” Und ihre Hoffnung, nein – Gewissheit, dass eines Tages solche Fragen keine Rolle mehr spielen werden, weil es keine Unterschiede zwischen den Menschen mehr geben wird. „Say amen. Say ah, men”. „When you disappear fear, what you have is love“ – so ihr Credo. Im Herbst tourt sie durch Deutschland. Hingehen!

CD, 2010, 10 Tracks, Label: Disappear Records

Fee Kuhn

20.04.2010