Astrid Swan & The Drunk Lovers

“Better than Wages“

Astrid Swan ist eine enorm vielseitige Musikerin: Die 27-jährige Finnin begann ihre musikalische Laufbahn mit fragilem Singer-/Songwriterpop und erreichte damit in den USA ein kleines, aber interessiertes Publikum. Ihr Debütalbum „Poverina“ erschien 2005 jedoch auf einem finnischen Label, niemand Geringeres als Jimi Tenor begleitet sie darauf auf einigen Stücken. Drei Jahre später veröffentlichte die Pianistin und Sängerin „Spartan Picnic“, eine eher experimentelle Platte, auf der sie exzentrisch wie Tori Amos die Pole Minimalismus und Aggression auslotet. Jetzt ist „Better than Wages“ draußen, ein am trockenen Beat der frühen Blondie und Pretenders orientiertes Rockalbum, für das Astrid eigens die Band „The Drunk Lovers“ gründete. Tatsächlich klingt Swan verblüffend nach Chrissie Hynde oder wenigstens wie deren Tochter; von Blondie hat sie sich den nostalgischen Charme des Spätsiebziger-New York abgeguckt. Die Songs sind druckvoll und saftig produziert, „Your Bitches“ oder „Status Update“ rocken schwer nach vorn, verziert mit melodischen Synthie-Schleifen. Inhaltlich beschäftigt sich Astrid Swan mit großen Themen: mit „Misfit“ liefert sie ein feministisches Statement, in „Unrelated“ geht es um Inzest, „In November“ rechnet mit finnischem Patriotismus/Nationalismus ab. Also ganz viel drin in „Better than Wages“ – nur: so richtig unverwechselbar klingt Astrid Swan mit ihren betrunkenen Liebhabern (noch) nicht. Kommt darauf an, was sie in Zukunft noch alles ausprobieren will – Potential ist da, Profil fehlt noch.

CD, 2010, 12 Tracks, Label: Cargo

Christina Mohr

04.02.2010