Gladys Knight
“Before Me“
Gladys Knight ist aus der Motown Zeit ein Begriff. Ihre Version von „I Heard It Through The Grapevine“ ist mindestens genauso interessant wie Marvin Gayes, aber sie war mit ihrer Formation The Pips (Geschwister und Cousins) längst nicht so erfolgreich. In den 60er und 70er Jahren hatte diese Formation um ihre Frontfrau immerhin acht Nummer-1-Hits. Die 1944 geborene Sängerin startete Ende der 70er Jahre ihre Solokarriere drei Grammys in den Kategorien RnB und Gospel alleine in den letzten vier Jahren gaben ihr Recht. Mit „Before Me“ legt Gladys Knight ihr erstes Jazzalbum, mit dem sie sich bei all den großen Freunden bedanken möchte, die ihr am Beginn ihrer Karriere als Freunde, Mentoren und Kollegen zur Seite standen: Ella Fitzgerald, Billie Holiday oder Lena Horne. Mit Tommy LiPuma und Phil Ramone fand Gladys Knight Produzentenlegenden, der Sound dieser opulenten CD ist demnach auch perfekt. Die Arrangements von Billy Childs und John Clayton und die großartige Band, die Gladys Knight zur Verfügung stand, lassen in sattem Bigband-Klang schwelgen. Gladys Knight legt die Stücke nicht als reine Jazzstücke an, ihre Versionen klingen nach ihren Wurzeln: RnB und Gospel, was Stücken wie „I Got It Bad“ oder „God Bless The Child“ durchaus gut zu Gesicht steht. Das bekannte Clayton / Hamilton Orchestra, das schon Diana Krall souverän unterstützte, läuft mit Gladys Knight zur Höchstform auf, die Solisten Roy Hargrove oder David „Fathead“ Newman umschmeicheln die Stimme, die immer Dreh- und Angelpunkt der Arrangements bleibt. Für Liebhaber einer warmen Soulstimme mit großer Besetzung ist „Before Me“ auf alle Fälle ein Hörtipp.
CD, 2006, 12 Tracks, Label: Verve / Universal
Angela Ballhorn16.11.2006