Patti Smith

“Banga“

Trotz ihrer inzwischen 65 Jahre zeigt Patti Smith außer grauen Haaren keine Spuren von Altersmüdigkeit, im Gegenteil scheint es so, als laufe sie jetzt erst zur Hochform auf. Nach dem großen Erfolg mit ihrem biografischen Buch „Just Kids“, diversen Ausstellungen als Fotografin und Malerin und dem 2007 veröffentlichten Coveralbum „Twelve“ erscheint nun mit „Banga“ eine Platte mit zwölf neuen Songs. „Banga“ ist der Name eines Hundes, der in Michail Bulgakows Roman „Der Meister und Margarita“ auftaucht – aber Smith interessiert sich nicht nur für Tiere der Weltliteratur, sondern für die Welt in ihrer Gesamtheit, im Kleinen wie im Großen. Rund um „Banga“ lassen sich so viele Geschichten erzählen, dass sie in einer einzigen Rezension gar keinen Platz finden: die meisten Songs entstanden auf einer Kreuzfahrt, die Patti gemeinsam mit ihrem langjährigen Musikerkollegen Lenny Kaye unternahm, ebenfalls mit an Bord war Jean-Luc Godard. Das Schiff hieß Costa Concordia und sank ein halbes Jahr später. Wie immer widmet Patti Smith ihre Lieder den Toten: „This Is the Girl“ ist eine Hommage an Amy Winehouse, „Maria“ ein Requiem für die Schauspielerin Maria Schneider; mit dem rockigen „Fuji-San“ gedenkt sie der Opfer von Fukushima. Smith feiert aber auch das Leben: „Amerigo“ erzählt vom amerikanischen Gründungsmythos, mit „Nine“ gratuliert sie Johnny Depp zum Geburtstag, „Seneca“ ist ein Wiegenlied für ihr Patenkind. Die Familie spielt für Patti eine große Rolle: ihre Kinder Jackson und Jesse spielen auf dem Album mit, neben vielen Freunden wie Jay Dee Daugherty, Tony Shanahan und Tom Verlaine, der auf der Single „April Fool“ zu hören ist. Die musikalische Grundstimmung ist getragen und melancholisch, Smith’ Stimme stark und fest – und „Banga“ alles andere als ein gemütliches Alterswerk.

CD, 2012, 12 Tracks, Label: Sony

Christina Mohr

08.06.2012