Dillinger Girl and Baby Face Nelson

Es ist bemerkenswert, um wie viel farbenreicher und organischer fremde Sprachen, Länder und Mythen uns vor Augen stehen, wenn sich Künstler ihrer annehmen, die mit anderen Augen und fremder Zunge arbeiten. Englischer als Kazuo Ishiguro kann man nicht schreiben und versierter vom amerikanischen Gangstermythos als das französische Duo Dillinger Girl And Baby Face Nelson kann man nicht singen. Auf „Bang!“ reisen Helena Noguerra (alias Dillinger Girl) und Frederico Pellegrini (alias Baby Face Nelson) als räuberisches Liebespaar durch die Staaten und plündern die romantischen Klischees der großen Bankräuberpaare der Depressionszeit und den amerikanischen Musikfundus. Dabei haben sie sich von der Kargheit der Wüste Arizonas (wo dieses Album entstand) anstecken lassen und sich allein auf ihre Gesangsstimmen und die Gitarre verlassen. Helena Noguerras Stimme ist dabei faszinierend facettenreich und wandelungsfähig. Schon auf ihren Soloalben wechselte sie in der Vergangenheit spielend zwischen Trip Hop, Drum’n’Bass, Bossa Nova sowie Chansons und Jazzstücken. Nun konnte Frederico Pellegrini sie mit seinen Songs für Folk („Work“), Country („Stranger“), Rock und Akkustik-Pop gewinnen. Herausgekommen ist eine Art verspieltes Konzeptalbum mit leicht eingängiger Musik und gewieften Texten über die Liebe („Changes“, „Love“), das Leben („Stop“, „Move“, „Work“) und den Tod („Smile“, „Miss“). Insgesamt ein hörenswertes französisches Roadalbum.