Nur Franz

“Baden auf dem Mond“

Aus einem Astronautenhelm blickt sie uns an, mit riesigen, digital vergrößerten Augen: Franziska-Maria Apprich, eine junge deutsche Filmemacherin und Musikerin, die hiermit ihr Debüt vorlegt. „Nur Franz“ wollte sie, laut Presseinfo, von ihren sie zu einer bürgerlichen Laufbahn als Lehrerin drängenden Eltern genannt werden. Konsequent entschied sie sich dagegen und für ein Musikstudium in London: Performance, Toningenieur, Musikvideos, Drehbuchschreiben – sie glänzte überall. Unterrichtete an der Londoner Uni und schrieb an ihrer Doktorarbeit. Landete mit ihren nun auf Deutsch geschriebenen Liedern schließlich bei einem Berliner Label und bekanntem Produzententeam… Bei den Liedern – musikalisch als Girliepop einzustufen – fällt als erstes auf: Sie kommt vom Filmemachen! Die Texte schaffen Kurzfilme vor dem Auge der Betrachterin – sorry: Hörerin. Wunderschön etwa bei der berührenden Erwachsenwerd-Geschichte „Ein Jahr nicht gelacht“ oder dem witzigen „Doppelglas“, wo sie den bewunderten Herbert Grönemeyer beim Klogang beobachtet. Ihr gekonnter Umgang mit Worten und Ideen zeigt sich auch beim Titel gebenden Song: schöne Bilder für die ewige Unzufriedenheit und Leere, oder der Entliebungsballade „Endlich wieder ich“. Ihre gerade Stimme ist nicht groß – der Ausdrucksreichtum erstreckt sich von Säuseln über Hauchen bis Krähen und Kieksen. Das klingt in den besten Momenten an die frühe Nina Hagen an, so bei „Ökomutti“ oder „Keiner macht mich an“, wo sich ein Berliner Gör schließlich über sein monogames Liebesleben freut. Nur eben ohne Ninas Stimmgewalt. Die Studioband spielt dienlich mal Alternativebrett, mal Akustikgitarre oder Piano, sehr schöne Akzente setzen bisweilen Violine oder Cello. Der Name des Labels „Musik für Erwachsene“ kann, abgewandelt in „..für junge Erwachsene“, die Zielgruppe beschreiben.

CD, 2011, 14 Tracks, Label: Zett Records

Fee Kuhn

08.09.2011