Frida Annevik

“Andre Sanger“

Die norwegische Musikerin Frida Annevik wurde seit 2009 u.a. mehrfach mit dem Spellemannsprisen, dem norwegischen Grammy, ausgezeichnet. Nach dem letzten Album „Her Bor“, ihrer bis dahin persönlichsten Platte mit eigenen Kompositionen, wollte sie einen neuen Weg einschlagen und in die Musik anderer eintauchen. Aber sie wäre nicht die sensible Künstlerin, die sie ist, wenn sie sich hinter dem Material der Anderen verstecken würde. Im Gegenteil, sie machte sich daran, die englischen Original-Lyrics ins Norwegische zu übersetzen. So macht sie aus ohnehin poetischen Songs ihre ganz eigene bittersüße Musik. Thematisch dreht sich vieles um lange verborgene Wahrheiten, die man im Laufe des Lebens erkennt. Dass es manchmal schwer ist, die Illusion vom wirklichen Leben zu unterscheiden, besingt sie in Joni Mitchells „From Both Sides Now“ (En Og Annen), mit deren Musik sie aufgewachsen ist. Ein weiterer Titel von Mitchell, der in den USA als Weihnachtslied gespielte Song „River“ (Elv), erzählt wie auch Björks „Unravel“ (Ny tråd) von einer verlorenen Liebe. Mit Siebzehn dem Leben der Anderen, der Schönen und Beliebten, zusehen zu müssen und selbst nicht Teil davon sein, beschreibt Janis Ians „At Seventeen“ (Søtten år). Aber auch Popsongs wie “Think Before I Talk” von Astrid S, Alicia Keys’ “In Common” oder der 90er-Knaller“Say You’ll Be There” von den Spice Girls werden von Annevik einer Tiefengrund-Behandlung unterzogen. Ihre faszinierende Stimme wird von einem warmen, behutsamen Fundament aus Gitarre, Klavier, Bass, Bassklarinette und Schlagzeug getragen.

CD, 2019, 10 Tracks, Label: Galileo MC

Mane Stelzer

24.12.2019