Charlotte Brandi
“An den Alptraum“
Charlotte Brandi (Me & My Drummer) veröffentlicht mit „An den Alptraum“ ihr zweites Studioalbum, für das sie sich zwei „Aufgaben“ gestellt hat. Zum einen sollte das Album erstmals nur deutschsprachige Songs enthalten (was sich als Befreiungsschlag erwies). Zum anderen sollten nur FLINTA-Personen daran beteiligt sein, von den Musikerinnen zum Recording, Mix, Mastering, Layout & Fotos. „… meines Wissens gibt es ein rein weiblich produziertes Album auf dem deutschen Markt noch nicht. Und wäre ich heute 14, würde ich dadurch lernen, dass es geht”, sagt Charlotte Brandi zu ihrer Idee. “Ich habe mich während der Albumproduktion zum ersten Mal kein einziges Mal gefühlt wie ein kleines Mädchen”, freut sich Brandi über diese feministische Prozessoptimierung. Das Ergebnis ist im guten Sinn speziell, denn frau kann gar nicht anders, als an ihren Lippen zu hängen, wenn sie ihre leicht schrägen Texte auf ihre ganz eigene Art singt, die erst nach und nach offenbaren, worum es geht. Der sakrale A Cappella Opener ist eine ironische Abrechnung, „Die Letzte Brücke“ erzählt, wie das Schwärmen für einen Jungen namens Lukas zu einer Ehe voller angestauter, nie gelebter Träume führt. „Todesangst“ lässt ein zitterndes Schiff vor schwarzen Heeren davonschippern und klingt dabei nach Südsee-Idylle. “Halte deine Formen länger nicht zurück/ Spuck sie aus die Sorgen/ Und flieg hinauf zum Glück”, heißt es in “Frau”. Es ist das Unkonventionelle, Verspielte und Ungeschliffene, das den Reiz dieser wunderlichen Platte ausmacht.
CD, 2023, 11 Tracks, Label: Listen Records
Mane Stelzer05.03.2023