Amanda Mair

“Amanda Mair“

Eins ist mal klar: dass dieses Album erfolgreich sein wird. Das geht auch in Ordnung, denn die 18-jährige Schwedin Amanda Mair hat eine tolle, klare Stimme, die Songs sind eingängig. Die Single „Sense“ läuft im Radio schon rauf und runter und wird auch Leuten gefallen, die sich sonst nicht so arg für Musik interessieren. Dass die Karriere von Amanda Mair ganz profan mit ein paar für Omas Geburtstag gedachten Privataufnahmen begann, die – Zufall oder nicht – in die Hände des Chefsdes Indielabels Labrador gerieten, sorgt ebenso für Sympathiepunkte wie der Umstand, dass Amanda aussieht wie die junge Vanessa Paradis. An den Haaren herbeigezogen sind allerdings die Vergleiche, die bemüht werden, um Mair bekannt zu machen: wie Kate Bush klänge sie, ach was, noch katebushiger als Bush selbst, auch an Stevie Nicks würde Amandas Stimme erinnern. Das ist ziemlicher Unsinn, der in völlig falsche Richtungen führt: die zehn Songs auf Amanda Mairs Debütalbum sind gefällige Mainstream-Ware, die mal mit orientalischen Soundelementen („Said And Done“), oder etwas Rock („Skinnarviksberget“) aufgepeppt wird oder in elektropoppigen Gefilden schwelgt („What Do You Want“). Hübsch und harmlos, der jungen Sängerin von erfahrenen Komponisten und Producern auf den Leib geschneidert – (noch) keine Spur von eigener Linie oder innersten, drängenden Gefühlen und Gedanken, die sich mittels selbst geschriebener Texte und Musik Bahn brechen müssen. Das soll kein Vorwurf an Amanda Mair sein, die ja erst am Anfang ihrer Laufbahn steht, sondern den Sinn und Zweck zweifelhafter Vorschusslorbeeren in Frage stellen, die mit dem beworbenen Produkt kaum etwas zu tun haben.

CD, 2012, 10 Tracks, Label: Labrador

Christina Mohr

26.09.2012