Naïssam Jalal
“Almot Wala Amazala“
“Almot Wala Amazala” heißt so viel wie “Tod statt Erniedrigung” und wird vom syrischen Volk auf den Straßen gerufen, um ihrem Hunger nach Freiheit Ausdruck zu verleihen. Die Flötistin Naïssam Jalal, die als Tochter syrischer Einwanderer in Frankreich geboren wurde, setzt diesen mutigen Menschen mit ihrem dritten Album ein Denkmal: „Meine Musik reflektiert diese verrücktgewordene Welt, die einerseits unglaubliche Gewalt hervorbringt und auf der anderen Seite von immenser Schönheit ist“. Nun ist die Flöte gemeinhin nicht gerade als Instrument der „Resistance“ bekannt, Jalal spielt sie jedoch so leidenschaftlich und mit einer derart magischen Ausdruckskraft, dass ich ihr – wäre sie eine rebellische Anführerin – blind folgen würde. Die neun Tracks beginnen meist ruhig und gefühlvoll mit langen Intros, dann nehmen sie gehörig Fahrt auf, wenn ihre Band „Rhythms of Resistance“ (Saxophon, Kontrabass, Cello und E-Gitarre, Percussion und Schlagzeug) einsteigt und die Musik immer furioser, explosiver wird. Jalal’s fast schon ekstatisches Spiel (das mich bisweilen an Ian Anderson erinnert) und die geniale Mischung aus europäischem Jazz und verschiedenen, vor allem orientalischen Einflüssen, machen die Platte zu einem akustischen Hochgenuss. Im großartigen, ungeheuer sehnsuchtsvollen Titelstück zieht Jalal nochmal alle Register, haucht, seufzt, ruft und heult mit ihrer Flöte, die Band tobt und kämpft – ein beeindruckender Soundtrack eines Freiheitskampfes.
MELODIVA CD Tipp April 2017
CD, 2017, 9 Tracks, Label: Les Couleurs Du Son
Mane Stelzer25.04.2017