Brisa Roché

“All Right Now“

Schon beim Blick aufs Cover denkt man: die Götter müssen diese Frau lieben! Die in Nordkalifornien bei ihrer Hippiemutter aufgewachsene Wahlfranzösin kann aber viel mehr als nur toll aussehen. Sie begann früh zu malen, zu singen und Gitarre zu spielen. Als Jugendliche zog sie nach Seattle, sog die Spätfolgen von Grunge in sich auf und gründete eine Emo-Band. Etwas später entdeckte sie in Paris ihr Faible für Jazz, trat in den Kneipen von Saint Germain auf und landete mit ihren Songs auf dem renommierten Jazzlabel Blue Note. Ihr zweites Album „Takes“ klang durch die 60’s-Psychedelic- und Folk-Einflüsse sehr verspielt. Und „All Right Now“? Brisa Rochés dritte Platte beinhaltet all diese Elemente und noch mehr und ist doch rund und stimmig, ein echtes Hitalbum ohne jeglichen Ruch von Mainstream. „All Right Now“ wurde live in einer gotischen Kirche in Kalifornien aufgenommen, klingt aber eher nach einer Garage in Manhattan (das ist als Kompliment gemeint). Ob erdiger Bluesrock wie bei „Stone Trade“ und „Mile Stride“, psychedelische Balladen, gitarrenlastiger Indiepop mit super-eingängigen Melodien wie „Sweat King“, „Do What You Can Do“ und „It´s Alright“ oder der 50’s-inspirierte Heartshaker „Get Down“ – Brisa Roché kann alles. Ihre Stimme ist voll, rau und kräftig, dabei sehr emotional. Manchmal erinnert sie an Chrissie Hynde oder Gemma Ray, klingt aber nicht so düster und melancholisch wie Ray. Weil Roché eine so starke Sängerin ist, geht ihre (sehr tighte) Band fast ein wenig unter, deshalb an dieser Stelle ein ausdrückliches Lob an ihre vier BegleiterInnen, die es schaffen, aus der Stilvielfalt kein Wirrwarr entstehen zu lassen. Aber Brisa Roché würde sicher auch ein reines a-capella-Album gelingen…

CD, 2010, 13 Tracks, Label: Discograph

Christina Mohr

22.10.2010