Lisa Simone

“All Is Well“

Wie es den Kindern von großen Stars, die in der ganzen Welt herumreisen, geht, hat sich wohl schon manche/r gefragt. Und wie man sich im „Schatten“ einer Legende entwickeln kann, ob überhaupt, ist fraglich. Eine Antwort darauf gibt jetzt die 1962 geborene Tochter der legendären Jazzmusikerin Nina Simone, mit ihrem ersten eigenen Album „All is Well“. Bevor sie ihre Leidenschaft zum Beruf machte – im Musicalbereich und als Leadsängerin der Acid Jazz Band Liquid Soul, arbeitete sie jahrelang bei der US Air Force in Deutschland. An die 20 weitere Jahre dauerte es dann noch, bis sie sich jetzt endlich mit ihrer eigenen Musik an die Öffentlichkeit wagte. Doch sie kann wohl unbesorgt sein: mit ihren drei Mitmusikern, allen voran dem Senegalesen Hervé Samb, der für die Kompositionen und Arrangements verantwortlich zeichnet, hat sie in einem Schloss im französischen Limousin (La Fondation La Borie, Label, Konzertsaal und Studio in einem) einen kraft- und gefühlvollen Soundtrack aus Jazz und Soul mit westafrikanischem Anstrich aufgenommen, der in Frankreich bereits großen Anklang gefunden hat und wohl auch hierzulande viele Fans finden wird. Im wunderschönen Titellied steckt schon – mantrengleich – der Kern ihrer Botschaft: nimm Dir Zeit für Dich und keine falsche Rücksicht auf andere, alles ist gut. In „Child In Me“ offenbart sie ihre Traurigkeit ob der häufigen Abwesenheit ihrer Mutter, in „Revolution“ und „Ain’t Got No I Got Life“ führt sie deren Erbe fort, war Nina Simone immer auch eine politische Kämpferin in der schwarzen Bürgerrechtsbewegung der USA. Ihre Stimme ist groß, facettenreich und wandlungsfähig, sie kann vehement auftreten und leise, zärtlich und energisch, wütend und sanft, spendiert unzählige Klangfarben und wird getragen von einer groovigen wie sensiblen Band. Nix Schatten, the second generation lives!

MELODIVA CD Tipp Dezember 2014

CD, 2014, 14 Tracks, Label: Laborie Jazz

Mane Stelzer

13.01.2015