Jessie J

Man möchte Jessie J gut finden, aber das ist gar nicht so einfach. Eigentlich ist die 25-jährige Londonerin eine wirklich coole Erscheinung: groß, kurzgeschorene Haare, breites Lachen, Riesenstimme. Ihren Hit „Price Tag“ hat wohl noch jede/r im Ohr, ob man ihn mochte oder nicht; unvergessen ist auch ihr beeindruckender Auftritt bei Feierlichkeiten anlässlich der Olympischen Sommerspiele 2012, als sie mit den verbliebenen Mitgliedern von Queen „We Will Rock You“ schmetterte. Aber irgendwie ist es bei Jessie J wie mit Pink: man wünscht der grandiosen Sängerin endlich mal wieder einen richtig guten Song. Ein solcher ist nämlich auf Jessie J´s neuem Album „Alive“ trotz des gigantischen Aufgebots an namhaften Producern nicht zu finden. Vielmehr klingen die Songs vom vorab veröffentlichten „Wild“ bis zur aktuellen Single „It´s My Party“ wie derzeit angesagte Konfektionsware: hysterisch ravende Synthesizer, Trash-Technobeats und die bis zum Überdruss autogetunete Stimme – das kann man nicht mehr hören und muss es doch andauernd, bei all den Charthits von Rihanna bis Emeli Sandé. Tracks wie „Harder We Fall“ suggerieren mit Rock-Drums gute Laune und Energie, die Miss J zweifelsohne verbreiten kann – auch ihre eigenen Kompositionskünste sind ja verbürgt, schließlich begann sie ihre Laufbahn als Songschreiberin für u.a. Alicia Keys und Miley Cyrus. Will man positiv gestimmt bleiben, kann man „Alive“ als unausgegorenen Zwischenschritt auf dem Weg zu einer größeren Karriere sehen – aber ob das so kommen wird, ist fraglich.