Lady Lamb

“After“

Zuallererst fällt auf: Aly Spaltro alias Lady Lamb hat den Zusatz „the Beekeeper“ aus ihrem Künstlerinnennamen getilgt. Der Name Lady Lamb the Beekeeper sei ihr im Traum erschienen, gab die Singer-/Songwriterin und Gitarristin aus Brunswick, Maine mal zu Protokoll. Für das kürzere, griffigere Pseudonym Lady Lamb war nun offensichtlich die Zeit reif, mit oder ohne Eingebung – die neue Platte „After“ klingt noch ausgereifter und selbstbewusster als Ladylambs Debüt von 2013, „Ripely Pine“, das auch schon enorm „rund“ wirkte, obwohl die meisten Stücke entstanden, als Aly Spaltro noch ein Teenager war. Mit „After“ wagt sich Lady Lamb noch weiter aus dem Riot-Grrrl-inspirierten Songwriterumfeld heraus. Sie und ihre hervorragenden MitmusikerInnen wie Drummer Marco Buccelli oder Cellistin Emily Hope Price spielen mit Blues- und Rockelementen, aber auch mit schrammeligem Post-Grunge und quasi orchestralen Klängen: Stücke wie die aufregend arrangierten „Penny Licks“ und „Atlas“ erinnern an den ambitionierten Artpop von Arcade Fire. Alle zwölf Songs handelten von Liebeskummer, sagt Lady Lamb, und ja, frau spürt das Herzblut, Leid, Wut buchstäblich – aber auch die Überwindung dunkler Zeiten, die Mehrzahl der Stücke mündet in euphorische, mindestens hoffnungsvolle Refrains voller Kraft, die die düsteren Schleier schlichtweg aufreißen. Wie schon auf „Ripely Pine“ zelebriert Lady Lamb/Spaltro ihr Talent als Geschichtenerzählerin: Sie findet ungewöhnliche Bilder wie zum Beispiel in „Milk Duds“, in dem sie eine Szenerie beschreibt, die andere eklig finden könnten – Lady Lamb macht ein Liebeslied daraus, pardon: eins über vergangene Liebe, natürlich. Ist die geneigte Hörerin in diesem Jahr von toller Platten unerschrockener Singer-/Songwriterinnen wie Courtney Barnett, Waxahatchee oder Nadine Shah reichlich verwöhnt worden, setzt Lady Lamb mit „After“ noch ein Highlight obendrauf. Uneingeschränkte Empfehlung!

CD, 2015, 12 Tracks, Label: BB*Island

Christina Mohr

28.06.2015