Katriana

“Aber Klar Doch“

In ihrer norddeutschen Heimat ist Katriana längst keine Unbekannte mehr. Seit sie 16 ist, folgt sie ihrer Stimme und ist singend und Klavier spielend zwischen Hamburg und Flensburg unterwegs, hat auch schon live im NDR gesungen und erhielt für ihr erstes Album 2006 höchstes Lob vom Hamburger Abendblatt. Inzwischen hat auch der Rest der Republik die Musikerin aus Hamburg kennengelernt. Im Frühjahr gab es eine Release-Tournee zum neuen Album mit zwei Dutzend Konzerten. Die ersten zwei Alben waren Singer-Songwriter Material minimalistischer Natur – nebst ihrem Gesang und ihrem Klavier nur ein Cello als Begleitung. Ihr drittes Album ist ein Aufbruch zu Größerem. Auf „Aber klar doch“ gibt es zwar auch Stücke nur aus Stimme und wenig Instrumentierung, doch nun ist auch ein satter Band-Sound auf einigen Tracks zu vernehmen. Mit Schlagzeug, Gitarre, einem durchschlagenden Bass sowie Bläsern und einem gelegentlichen Akkordeon ist es ein richtiges Pop-Album geworden. Die Stärke des Albums liegt eindeutig in den Songtexten. Unspektakuläre Lieder von allzu alltäglichen Situationen, von den Banalitäten des Alltags, von Mittelmäßigkeit, Aussichtslosigkeit, Langweile, aber auch von den kleinen Dingen, die das Glück ausmachen können. Katrianas Songs haben etwas vom Ennui des Existenzialismus. Bestes Beispiel: „Die Entdeckung der Müdigkeit“. Da singt sie: “Was du schaffen wolltest, hast du nicht gemacht. Und wieder mal ist der ganze Tag vergangen, wieder mal Stunden rumgehangen… Deine großen Träume sind nicht mehr da.“ Und unwillkürlich müssen wir nicken und der Sängerin zustimmen: Mensch, du hast ja so recht, Mädel. Genau so (beschissen) ist es. So handelt das erste Lied z.B. von Leuten, die gerne dazugehören wollen. Sie bemühen sich um Anpassung, aber sie sind „einfach nicht cool genug“. In anderen Songs singt Katriana von der Suche nach dem kleinen Glück und was dieses ausmacht. In der schönen „Ballade für Menschen“ auf der Flucht liegt das Glück darin, einfach irgendwo anzukommen, eine Heimat zu finden. Für andere wieder ist Glück „Wenn mir ein Lied im Kopf hängen bleibt“ oder „Wenn deine Hand nach meiner greift“. Der Vergleich mit Tom Waits, der im Pressetext gezogen wird, ist aus meiner Sicht dann doch etwas hoch gegriffen. Katriana drückt es selbst am besten aus, wenn sie singt: „Meine Songs sind speziell, aber nicht speziell genug“. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass die Lieder live noch viel lebendiger rüber kommen, weil die Texte so direkt und unverschnörkelt sind. Und, klar doch, da ist noch jede Menge Potential vorhanden.

CD, 2013, 10 Tracks, Label: Pussy Empire

Tina Adomako

03.09.2013