Laura Marling

“A Creature I Don´t Know“

Kaum eine Besprechung über Laura Marling kommt ohne die Erwähnung ihres Alters aus: die Britin ist jetzt ganze 21 Jahre alt, als sie die Band Noah and The Whale mitbegründete, war sie erst 16. Mit ihren Soloalben „Alas, I Cannot Swim“ und „I Speak Because I Can“ erspielte sie sich eine große Fangemeinde und gilt seither als Wunderkind, begabte Erneuerin und große Hoffnung des Singer-/Songwriterfolks. Auf ihrer neuen Platte „A Creature I Don´t Know“ macht Marling alles richtig: sie packt mit den zehn Songs das Album nicht zu voll, so dass kein Stück auf der Strecke bleibt. Marling hat ihr Talent fürs Storytelling entdeckt und unterfüttert ihre Geschichten mit spanischen Gitarren, irischen Fiddles, Banjos und Trauermarsch-Trompeten, mal dreckig-bluesig, mal eher countryesk oder psychedelisch angehaucht. Sie ist mutig genug, um neue Wege abseits ausgetretener Pfade zu gehen, bleibt aber zugänglich. „Sophia“ zum Beispiel beginnt mit einem langen Violinintro, um sich dann zu einem jubilierend-fröhlichen Gospelsong zu entwickeln, den man sich sehr gut im Radio vorstellen kann. Die Country-Ballade „Salinas“ steigert sich vom einsamen Saloon-Einsamkeitslamento zum druckvollen Roadtrack; in „All My Rage“ leistet sich Marling gar einen Ausflug ins heikle Irish Folk-Genre, das sie von jeglicher whiskyseligen Rotnasigkeit befreit. Im zentralen „The Beast“, das in seiner unheimlichen Intensität an Nick Caves düstere Bluesmoratorien erinnert, zieht Marling alle Register ihrer Gesangskunst, sie knurrt und grollt und klingt im nächsten Vers so engelsgleich und klar wie sie auch aussieht. Als HörerIn bleibt einem nur, staunend zu verfolgen, wie Laura Marling punktgenau Stimmungen abruft und perfekt intoniert. Man bewundert sie, ist mit dem Herzen aber anderswo.

CD, 2011, 10 Tracks, Label: Cooperative Music

Christina Mohr

28.09.2011