Liraz
“Zan“
Das Internet birgt viele unüberschaubare Gefahren für die Demokratie, es kann aber auch Grenzen überwinden und Menschen verbinden und es ihnen ermöglichen, sich über staatliche Repression hinwegzusetzen. So geschehen bei der zweiten CD-Produktion der israelisch-persischen Sängerin Liraz, die im wahrsten Sinne des Wortes Musik aus dem Underground präsentiert. Eineinhalb Jahre arbeiteten Musiker*innen aus dem Iran online mit ihr an ihren Songs, Musiker*innen, die anonym bleiben müssen, weil sie damit gegen Gesetze ihres Landes verstoßen. „Alle Stücke wurden in Tel Aviv und Teheran geschrieben. Für mich sind alle, die mitgearbeitet haben, meine Brüder. Hier leben wir in einer Demokratie, aber wir haben eine verrückte Regierung. Im Iran sind ihre Leben reglementiert, aber sie können in ihren Wohnungen machen, was sie wollen“, erzählt die Künstlerin, die schon lange in Tel Aviv lebt. Auf ihrem Album treffen traditionelle persische Instrumente auf pulsierende Club-Beats und Electropop. Manchmal brandet der Sound der iranischen Popmusik vor der Revolution auf, von Künstlerinnen wie Googoosh, die heute nicht mehr öffentlich auftreten dürfen. Wem sie die neuen Songs widmet, deutet schon der Titel der CD an: „Zan“ (Farsi für Frau) hat sie für die Frauen ihrer Familie geschrieben, Großmütter, die früh verheiratet wurden, Mütter, die um mehr Freiheit kämpfen, Töchter, die ihre eigenen Kämpfe bestehen müssen.
CD, 2020, 10 Tracks, Label: Glitterbeat Records
Mane Stelzer03.12.2020