Joanna Gemma Auguri

“11“

Joanna Gemma Auguri kennt man durch ihre Kooperationen mit Nikolai Tomás in dessen Kultband Poems For Laila und mit Antonii Maovviis The Cold Hand. Auguris einzigartiges Akkordeonspiel in Kombination mit ihrer ausdrucksstarken, klaren Stimme gab es auch schon 2016 auf ihrer Solo-EP „Green Water“ zu hören; was noch ausstand, war ein Full-Length-Album der in Berlin lebenden Künstlerin. Das ist nun erschienen, heißt „11“ und ist ein wahres Kleinod aus dunklem Folk und melancholischen Melodien, gebettet in sakrale, feierliche Arrangements, die immer wieder von kleinen Dissonanzen und Geräuscheffekten aufgebrochen werden. Auguri hat polnische Wurzeln, ihre Arbeit ist von osteuropäischer Volksmusik ebenso geprägt wie von Ligeti, Penderecki, Cocteau Twins und Dead Can Dance. Die Stücke auf „11“ sind analog eingespielt, erzeugen eine intime, teils traurige Stimmung: „Apparently I’m not the one / to make you happy“, singt Auguri in „You Hurt“, in dem Einsamkeit und Verzweiflung verhandelt werden. Auguris Musik ist leise und zurückgenommen – definitiv nichts für nebenbei: frau muss sich ganz auf die Stücke einlassen, eins werden mit den Lyrics und Drones. Sie wolle das „lonely girl mit dem verwunschenen Akkordeon“ sein, sagt Auguri, und charakterisiert ihre Musik damit sehr treffend. „11“ passt atmosphärisch ideal in den Herbst, zu dunklen Abenden in Abgeschiedenheit und Kontemplation. Die Wirkung von Auguris Musik aber bleibt bestehen, unabhängig von Jahreszeiten.

CD, 2021, 11 Tracks, Label: Lavender Music

Christina Mohr

22.09.2021