Claudia Fink
“Über Wasser“
Unaufdringlich, sanft und tröstlich beginnt Claudia Finks (ehemals Lucid) neues Album „Über Wasser“: „Ich zieh den Taucheranzug an | schwimm dir entgegen | mit Flaschen voller Luft | dich wieder zu beleben | ich bring Traubenzuckerdrops | dass wir das überstehen | lass uns nicht untergehen“. Es sind „Hoffnungslieder“, die eine positive Richtung vorgeben, Mut machen und Trost aussprechen; persönliche Geschichten aus Finks Mikrokosmos in Berlin, wo sie seit einigen Jahren lebt. Sie singt vom öden in-der-Spur-Bleiben, von Beziehungen, die so schön sind, dass sie nicht die Magie verlieren. Die Corona-Pandemie kommt dabei nur am Rande vor; einzig die erste Single-Auskopplung „Pommes essen am Schlachtensee“, während des ersten Lockdowns im April 2020 entstanden, nimmt darauf Bezug. Erstmals ganz auf Deutsch, präsentiert Fink an Gitarre und Wurlitzer Piano intime, wunderschöne Songperlen, die zeigen, wie groß ihre Lust an der Sprache ist. Da ist alles nicht nur „halb so schlimm“, sondern „doppelt so gut“, in einem Song heißt es: „Bitte bitte komm wirf mich aus der Bahn“, in einem anderen fühlt sie sich „splitterfasernackt und frei“ und verliert „gerade nebenbei das Unnahbare“. Die Band unterstützt sie songdienlich und abwechslungsreich. Im Berliner Produzenten Ben Kreisel scheint sie einen passenden Partner gefunden zu haben, der sie aus ihrem Multitasking in Personalunion erlöst. Eine wirklich schöne Scheibe, bei der ich nur bemängeln kann, dass sie zu schnell zu Ende ist.
CD, 2022, 9 Tracks, Label: Waterfall Records
Mane Stelzer18.04.2022