Das war das Jahr 2021
Unsere Projekte
Melodiva Club Concerts: Von langen und kurzen Planungswegen
Die Unsicherheit ist auch beim Publikum angekommen: Auch Konzertbesucher*innen wissen nicht zuverlässig, ob sie in der nächsten Zeit in Konzerte gehen können (vielleicht bin ich in Quarantäne?), wollen (vielleicht gehe ich da ein zu großes Risiko ein?) oder sollten (wen gefährde ich vielleicht?).
Außerdem geht sowohl den Veranstalter*innen als auch den Künstler*innen langsam das Geld und die Puste aus: Trotz unterschiedlicher Förderprogramme ist für einige unserer Kooperationspartner an eine halbwegs normale Planung nicht zu denken. Sie beschränken sich auf lokale Acts oder kleine Ensembles, nehmen nur noch berühmte Namen in den mit verschobenen Terminen vollgepackten Kalender und hoffen so, doch noch den einen oder die andere hinter dem sicheren Bildschirm hervorzulocken oder, oder, oder…
Romie & Finkbass als Support für Alice Phoebe Lou
08.08.2021 Sommerwiese Jahrhunderthalle „Ins Freie“
Die Gelegenheiten nutzen war unser Motto für den Sommer. Ein besonderer Fokus lag dabei auf Open-Air-Konzerten. In einer Kooperation mit Markus Gardian Booking und der Brotfabrik konnten wir ROMIE und FINKBASS auf die Sommerwiese der Jahrhunderthalle bringen – zwei großartige lokale Acts, die das Konzert von ALICE PHOEBE LOU unterstützten.
Wenn Finkbass spielt, schmilzt das Hier & Jetzt. Laura Fink gibt sich ihrer Musik so leidenschaftlich hin, dass sie sich selbst für einen Moment vergisst. Souverän wird hier der E-Bass in den Vordergrund gerückt und von seinem Image als uninteressantes Hintergrundinstrument befreit. Dabei legt Finkbass den Fokus stets auf gutes Songwriting und stärkende Botschaften. Auch live lässt die Künstler*in keinen Zweifel daran, dass es ihr um queere Sichtbarkeit und Empowerment geht. Eine spannende Mischung aus Musikalität, Spielfreude und Aktivismus, die das Publikum in ihren Bann zieht. (Foto: Isabel Herzog)
Romie. Das sind Paula und Jule – Songwriterinnen aus Frankfurt, mit großer Liebe und großem Talent für Harmonien. Die Wurzeln ganz klar im Folk der 1960er Jahre entlehnen sich die beiden in jedes Genre, das ihnen gefällt und kreieren so ihren eigenen Sound irgendwo zwischen dem Harmoniegesang der Staves oder Simon & Garfunkel, der Spielfreude der Civil Wars und der Dramatik eines Damien Rice. Dabei begleiten die beiden sich an Gitarre, Klavier und Ukulele. (Foto: Ruth Buchert)
Ihr Debüt gab die Wahl-Berlinerin Alice Phoebe Lou vor fünf Jahren mit „Orbit“. 2019 folgte dann ihr zweites Studioalbum „Paper Castles“. Beide Alben veröffentlichte Alice Phoebe Lou gemäß ihren Grundsätzen auf eigenem Label und ohne Plattenfirma im Rücken. (Foto: Andrea Rojas)
Eine Kooperation mit Markus Gardian Booking und der Brotfabrik
Musik für den GrünGürtel-Radeltag
12.09.2021 Gerbermühle, Bonameser Flugplatz, Höchster Fähre
„FahrRad! Im GrünGürtel“ hieß es am 12.09.2021 aus Anlass des 30. Geburtstags des Frankfurter Grüngürtels. 16 Stationen rund um die Stadt luden Radelfreudige ein, im eigenen Tempo zu radeln, an den Stationen Rast zu machen und sich einen Stempel zu holen. Und wir lieferten die Livemusik dazu! Es war uns dabei ein Anliegen, lokalen Musikerinnen* und Newcomer*innen, die es unter den aktuellen verschärften Bedingungen noch schwerer haben, sich zu präsentieren, eine Möglichkeit zu geben, sich vor Publikum auszuprobieren. An drei Stationen des FahrRad-Rundwegs waren unsere local acts vertreten. Von 14-17 Uhr wurden der Bonameser Flugplatz, die Gerbermühle und die Höchster Fähre zum Schauplatz kleiner Open Air Konzerte. Mit dabei waren:
Tina Quhn, queerfeministische Musikerin aus Marburg performt eigene Songs in deutscher Sprache mit queerem, politischen, feministischen, nachdenklichen und lustigen Inhalt verpackt in rhythmische Gitarrenklänge und selbst eingespielter Musik in Singer-/Songwriter-Latin-Pop-Fusion und eigenem Style, mit dem sie ihr Publikum zum Publikum zum Tanzen, Singen und Nachdenken bringt.
In Kooperation mit Umwelt Lernen e.V.
ELDA 14.09.2021 Fabrik Frankfurt
Im dritten Anlauf war es endlich so weit: Die junge Band ELDA kam in die Fabrik. Hinter den Songs von ELDA stehen zwei Frauen, die nicht bereit sind sich in vorgefertigte Pop Strukturen einzufügen. Seit ihrer Schulzeit rücken Alessa Stupka und Leila Antary unbeirrt immer weiter in die Musik Business Welt vor und schaffen Platz für weiblichen, intuitiven und abwechslungsreichen Indie Pop. Sie versuchen gar nicht erst mit einer glitzernden Show zu beeindrucken oder die Ecken abzurunden, die das Songwriting der Band so besonders machen. Seit 2018 spielen ELDA in voller Band Besetzung mit Annelie Schwarz an den Drums und Daniel Hertel an der Gitarre. Sie waren Teil des Line-Ups von Festivals wie der Fusion, dem Lott Festival, oder dem Nonstock Festival. Die Musikerinnen von Elda standen schon auf Bühnen in ganz Deutschland und haben internationale Acts wie die Mighty Oaks, The Bland, Intergalactic Lovers, Rayland Baxter oder Jim Kroft supportet. Im März erschien ihre neue, dritte EP „Golden Bowl“ (Foto: Katharina Dubno).
Eine Kooperation mit der Fabrik Frankfurt
Maria Baptist & Jan von Klewitz: Facing Duality
16.11.2021 frankfurter salon
Nachdem unsere geplante Kooperation mit der Jazz-Initiative Frankfurt – ein Konzert mit dem Makiko Hirabashi Trio – mehrfach verschoben werden musste, da die Anreisesituation zu unsicher war, beschlossen wir relativ kurzfristig, bei dem von der Jazz-Ini geplanten Konzert mit dem Duo Maria Baptist & Jan von Klewitz mit einzusteigen. Dadurch, dass wir in der Jazz-Initiative einen langjährigen, bewährten und gut organisierten Kooperationspartner haben, war diese Planänderung glücklicherweise gut möglich. Zum ersten Mal kamen die Melodiva Club Concerts damit in den Frankfurter Salon.
Eine Kooperation mit der Jazz Initiative Frankfurt
Melodiva Workshops: virtuelle und analoge Klang- und Spielräume
GIRLS DAY 2021: Online-Talkrunde Bühne, Band & Co. 22.04.2021
Muss ich Musik studieren, um Profimusikerin zu werden? Wie kann ich improvisieren üben? Kann ich ein Instrument auch mit einer App lernen? Die Antworten auf diese und weitere Fragen erfuhren 12 Mädchen aus ganz Deutschland in einer virtuellen Talkrunde mit dem Jazz Sisters Quartett. Eigentlich wollten wir einen Musiktag mit Workshops anbieten, aber Corona hat uns wie bereits im letzten Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber auch online hatte der Tag viel zu bieten: Die vier Musikerinnen gaben in kleinen Videoclips Einblicke in ihren Arbeitsalltag und beantworteten in der Talkrunde Fragen der Teilnehmerinnen. Das Wichtigste aus der Veranstaltung ist in drei Folgen nachzuschauen: in Teil 1 geht es um Bands/Ausbildung/Studium; in Teil 2 erfahrt ihr alles über den Alltag einer Berufsmusikerin und in Teil 3 gibt es Tipps zum Musikmachen und praktische Übungen (Rhythmustraining, Einsingen).
female* music points #1 & #2 – Oktober 2021
Zwei Tage Musik – ganz ohne Videokonferenz. Aufbauend auf den guten Erfahrungen vom Herbst 2020 konnten wir auch dieses Jahr unsere bewährten Bandworkshops anbieten. Dabei hatten wir wieder viel musikalische Female* Power an Bord: am ersten Oktoberwochenende drehte sich alles um Rock und Pop; eine Woche später war Jazz dran.
female* music point #1 – Rock/Pop
Im Rock/Pop-Ensemble mit Jo Eicker (Foto links: Joe Sciacca) wurden Ohrwürmer neu aufgerollt: Ob Dua Lipa auf Rock oder The Weeknd akustisch mit Klavier – die Teilnehmerinn rückten ihren Idolen spielerisch zu Leibe und entdecken dabei ganz neue Klangmöglichkeiten. Judith Beckedorf (Foto: Manfred Pollert) gab in ihrem Bandcoaching neue Impulse für Improvisation, Arrangement und Zusammenspiel. Die Teilnehmerinnen nahmen viele Ideen mit, um ihre musikalische Arbeit auf das nächste Level zu heben.
female* music point #2 – Jazz
Im Workshop von Anke Schimpf ging es anhand von Jazzstandards geht es um Themen wie: Vom Leadsheet zum bühnenreifen Jazzstück, Zusammenspiel, musikalische Kommunikation, Improvisation und Solospiel. Abgesehen von der Melodie- und Harmoniesicherheit sind ihr dabei Rhythmik, Dynamik, Respekt untereinander und Achtung füreinander von zentraler Bedeutung.
Bei Annalena Schwade lag der Fokus auf den drei wichtigsten Dingen im Jazz: Rhythmus, Rhythmus, Rhythmus! Aber auch mit Grundlegendem zum Thema Form, Aufbau, Zusammenspiel, Timing und Phrasierung.
In Kooperation mit Waggong e.V.
Makerspace HÖRSPIEL – 11.-12.12.2021 & 18.-19.12.2021
Melodita-Video-Reihe: „Idol – Show Your Work“ ab 21.11.2021
„Was willst du mal beruflich machen?“ „Irgendwas mit Musik… nur was?“ Das Nachwuchsredaktionsteam von Melodita startete im Herbst eine Videoreihe dazu! Wir stellen dir Berufe im Musikbusiness vor, die bisher eher von Männern ausgeübt werden. Dazu haben wir Frauen aus der Musikbranche gebeten, zu erzählen, wie sie zu ihrem Beruf gekommen sind. Sie zeigen euch, wie und wo sie arbeiten. In der ersten Folge geht es um den Beruf der Veranstaltungstechnikerin, in Teil 2 erzählt eine A&R Managerin, in Teil 3 eine Musikinstrumentenbauerin von ihrem Berufsalltag.
Gefördert durch die Hessische Kulturstiftung
Melodiva Denkanstöße
Talk That Talk „Fremd im eigenen Land“ 19.08.2021
Das female* DJ-Kollektiv GGVybe aus Frankfurt setzt sich aktiv gegen Diskriminierung ein – unter anderem mit der Veranstaltungsreihe „Talk that Talk“, die sich zur Zeit dem Schwerpunkt Rassismus widmet. Unter dem Titel „Fremd im eigenen Land“ fand im August ein Open-Air Panel statt, das wir als Kooperationspartner unterstützten. Es diskutierten Rola, JuJu Rogers&Neromun, Nashi44 und Gianni Suave, die Moderation hatte Miriam Davoudvandi. Der Song „Fremd im eigenen Land” von Advanced Chemistry ist eine Reaktion auf die Reihe von rechtsradikalen Anschlägen Anfang der 90er Jahre in Deutschland. Auch 30 Jahren später beschreibt. “Fremd im eigenen Land” den Zustand vieler BIPoC in Deutschland. Rap, als eine Form von Streetjournalism, kann als Sprachrohr betrachtet werden, in dem Diskriminierungserfahrungen und Lebensrealitäten von marginalisierten Gruppen in die Öffentlichkeit getragen werden. So werden gesellschaftspolitische Entwicklungen in Popkultur und somit auch in Rap verhandelt. Die Auseinandersetzung mit Rassismus ist also dauerhaftes Thema im Deutschrap. Auf dem Panel ging es um die Fragen, wie Rassismus aktuell im Deutschrap verhandelt wird und wie Deutschrap Perspektiven für nicht-betroffene Zuhörer*innen eröffnen kann.