Gina Été
“Erased By Thought“
Die Zürcher Musikerin Gina Été veröffentlicht nach ihrer hochgelobten EP “Oak Tree” (2019) ihr Langspiel-Debüt „Erased By Thought“. Gemeinsam mit Jeremie Revel, Phillip Klawitter und Noé Franklé hat sie die Stücke in San Francisco bei John Vanderslice (Death Cab for Cutie, St. Vincent, Dear Reader) voll analog aufgenommen. Die ausgebildete Bratschistin, die außerdem Klavier und Synths spielt, singt auf Deutsch, Schweizerdeutsch, Englisch und Französisch. Nicht von ungefähr wird sie mit Sophie Hunger und Björk verglichen – so eigenwillig und sympathisch spröde ist ihre Musik allemal. „Hybrid-Pop“ nennt sie es selbst, zumal sich darin Persönliches und Politisches vermischt. Vertrackte Rhythmen und intelligente Arrangements treffen auf pure Emotion wie in „Rastlos“ und „Machs gut“. Es sind Wortkunst-Miniaturen, in Musik eingefangene Gefühlswelten und Stimmungen, die zusätzliche Facetten offenbaren, sobald die Sprache wechselt. Die Band geht mit Étés Intensität mit; was leise anfängt, wird laut und mächtig. In „Trauma“ verarbeitet sie einen Aufenthalt als freiwillige Helferin in einem Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos. Der Song thematisiert die Erlebnisse eines jungen Syrers, er schließt mit der Textzeile „I am sorry for what my country‘s done to you“. In “All Or Nothing” singt sie: “Coral reefs covered in plastic / German woods dissolve in brown coal / Megacities make you lonely / Should one person make you whole?”. Alles, was wir tun, ist politisch. Été hat das vortrefflich in Musik gepackt.
MELODIVA CD-Tipp Mai 2021
CD, 2021, 12 Tracks, Label: Motor Entertainment
Mane Stelzer24.05.2021