Jessie Reyez
“Before Love Came To Kill Us“
Das erste Album der 28jährigen Musikerin war noch gar nicht erschienen, da wurde Jessie Reyez bereits mit Platin und den Juno Awards belohnt, eine EP war gar als “Best Urban Contemporary Album” bei den Grammy Awards 2020 nominiert. Dass sie kein gecastetes Sternchen, sondern eine streitbare Künstlerin ist, bewies sie einmal mehr mit ihrem Kurzfilm „Gatekeeper“, in dem sie Sexismus und Ausbeutung in der Musikindustrie anprangert. Ihr Song & Video „Far Away“ kritisiert Trumps Abschiebepolitik und knüpft an ihre kolumbianischen Wurzeln an. Jetzt ist endlich ihr erster Longplayer erschienen und erobert längst die Charts. Die 14 Songs ihrer Platte, aber vor allem ihre Vevo-Live-Performances, in denen sie die „Keysongs“ des Albums vorstellt, weisen sie als künstlerisches Schwergewicht aus. Ganz oder gar nicht, hop oder top, “Kiss me, I’m the monster that you made”, “I love you to death” heißen Songzeilen von ihr, an anderer Stelle singt sie von „suicidal love roulette“. Keine kann die Liebe mit ihrer Großartigkeit, mit ihren Abgründen so dramatisch und furchterregend darstellen wie Reyez. So wütend werden wie sie und Klartext reden/rappen mit ihrem wilden Mix aus Raggamuffin, HipHop, Soul und R’n’B. Und gleichzeitig so sanft singen („Intruders“) und verletzlich klingen. “Her music, though it’s categorized as R&B, pulls together the impulses of folky singer-songwriters and syllable-spitting rappers as well as pop melody and hip-hop impact,” schreibt die New York Times. Und zwischen diesen Genres bewegt sie sich souverän. Mega.
CD, 2020, 14 Tracks, Label: FMLY/Island Records
Mane Stelzer27.05.2020