Heidi Bayer

“Virtual Leak“

„Virtual Leak“ ist das Debüt-Album der Wahlkölnerin Heidi Bayer, die zunächst Klarinette lernte, dann auf Anraten ihres Musiklehrers mit 17 als zweites Instrument die Trompete gefunden hat. Nach dem Abitur studierte sie zunächst Kunst, Musik und Medienorganisation und lernte so die Arbeit hinter den Kulissen näher kennen. Währenddessen spielte sie in der Uni-Bigband, wo ihre dortigen Kollegen ihr immer wieder den Impuls gaben, sich um ein Studium der Trompete zu bewerben. Was sie in Mainz bei Axel Schlosser und Felix Wellert mit einem Bachelorabschluss absolvierte. Parallel nahm sie bei Karsten Gorzel in Freiburg Kompositionsunterricht und erweiterte ihr Kompositionsspektrum. 2018 gewann sie im Duo mit Sebastian Scobel den Folkwang Jazz Preis. Aktuell spielt sie unter anderem im Subway Jazz Orchestra und in den Bigbands von Tobias Becker, Hendrika Entzian, Caroline Thon und Christina Fuchs. Doch die wissbegierige Bayerin wollte weiter studieren und begann 2017 in Essen an der Folkwang Universität der Künste ihr Masterstudium „Improvising Artist“. Der Wunsch nach einer eigenen Band entstand in dieser Zeit und sie formierte Johannes Ludwig am Altsaxophon, Calvin Lennin am Bass und Leif Berger am Schlagzeug um sich. Diese Vier bilden auch das Quartett auf ihrem Debütalbum.
Das Entfallen der Harmonieinstrumente bringt nach ihrer Ansicht mehr Transparenz und Ruhe zum Ausdruck, sie will nicht überfrachten. Nebenbei haben sich für ihre Kompositionen mehr Entfaltungsmöglichkeiten aufgetan und andere Sichtweisen. Eines der früheren Stücke „Sweet`n Sour“ beginnt mit einem wiederkehrenden Riff am Bass, begleitet von der Rhythmik des Schlagzeugs. Die Melodie wird zaghaft von Flügelhorn und Saxophon eingeleitet. Im Weiteren wächst das Stück zunehmend, alle Instrumente werden lauter und improvisieren für sich, bleiben dennoch alle im Gefüge und finden sich zum Ende wieder in der Anfangsmelodie. Man kann die Evolution zu den neueren Stücken wie „Eifel Blues“ oder „Hedwigs Flight“ miterleben, wie die Vielfalt zunimmt und die Stücke an Details zugewinnen, komplexer werden. Es ist eine sehr eindrucksvolle, abwechslungsreiche Platte mit verblüffenden Kompositionen geworden. Von mir gibt es ganz klar: Prädikat hörenswert.

CD 2020, 9 Tracks, Label: Tangible Music

Anja Klein

20.04.2020