Vivid Curls

“…nicht müde werden!“

Wer sagt, dass ruhige Songs keine starken Botschaften haben können? Vivid Curls beweisen mit ihren sanften und trotzdem mitreißenden Folk-Pop Liedern, dass das perfekt zusammen passt. Die beiden Lockenköpfe aus dem Allgäu, Inka Kuchler und Irene Schindele, machen bereits seit 2002 zusammen Musik und haben schon zahlreiche Platten veröffentlicht. Nach der Veröffentlichung ihrer EP „Christkind Fliag“ (2007) folgten sieben full-length Alben und nun bereits das achte. Sprachlich überzeugen die selbstgeschriebenen Lieder in der deutschen und englischen Sprache sowie auch im allgäuer Dialekt. Ihr neues Album „…nicht müde werden!“ ist bis auf zwei englische Lieder komplett auf (hoch)deutsch geschrieben und behandelt Themen wie Liebe und Glück, Menschlichkeit und Familie sowie Politikkritik und die Umwelt. Bereits das erste Lied, welches auch das Titellied ist, handelt davon, dass man nicht müde werden soll davon Menschlichkeit verbreiten, Freiheit zu schätzen und Dinge kritisch zu hinterfragen. Somit wird bereits zu Beginn klar, dass dies ein Album von großer Bedeutung sein wird. Im weiteren Verlauf der Platte finden sich Botschaften an ihre Kinder, die aussagen, dass sie „kritisch kritikfähig“ sein, mutig zum ‚nein‘ stehen sollen und dem Wunsch, dass sie „Flügel um hoch zu fliegen“ haben. Neben typischen Pop-Instrumenten wie Gitarre, Bass, Schlagzeug und Klavier glänzen einige der Lieder auch mit Mandoline und Cello, sowie wunderschönen Harmoniegesängen der beiden Musikerinnen. Die Akustikgitarre wird hier von Irene selbst gespielt und in „All ihr Mächtigen“ ist sogar eine Symbiose aus Gesang und Jodeln zu finden. Auch der Spaß kommt bei dieser CD nicht zu kurz. Der Song „Chaosgenträgerin“ ist eine scherzhafte und auch leicht verzweifelte Erzählung vom Chaos des eigenen Haushaltes, das nicht zu bändigen scheint und von dem sogenannten „Chaosgen“, das sich in der ganzen Familie breitgemacht hat. Zum Schluss des Liedes wird sich jedoch auch darüber gefreut, was für eine schöne Zeit sie in dieser chaotischen Wohnung als Familie hatten. Abgerundet wird das Album mit dem Bonustrack „Freitagsdemo“, welcher bereits im Verlauf des Albums, aus Perspektive der Eltern geschrieben, zu finden ist und hier zum Abschluss nun, gesungen von Lotte Etschberger, aus der Wir-Perspektive, also der Kinder-Perspektive von den Fridays For Future – Demos und der gesamten Umweltdebatte erzählt. Die meist sanften, Folk-Pop Lieder wirken inspirierend, Hoffnung schenkend und regen dazu an für sich und seine Überzeugungen einzustehen. Dies muss nicht in übermäßig schnellen, kräftigen und lauten Songs passieren, sondern funktioniert genauso gut mit den weicheren Liedern der beiden Sängerinnen von Vivid Curls.

CD, 2019, 11 Tracks, Label: Kiko Audio

Jasmin Draudt

20.10.2019