Benedicte Maurseth

“Benedicte Maurseth“

Wer die ersten Takte der Musik von Benedicte Maurseth hört, kann erst einmal tief durchatmen. Ganz allein ist sie darauf nur mit ihrer Hardanger-Fiddle an einem Frühlingstag in einer Kirche in Norwegen zu hören. Auf ihrem neuen Album nimmt sich die Musikerin die Freiheit, sich traditioneller Musik aus dem 18. und 19. Jhdt. nicht in erster Linie als Storytellerin, sondern als Improvisatorin zu nähern. Etwas, was sie schon in jungen Jahren – ohne es zu merken – tat, als sie die alten Hardanger Fiddle-Traditionen einstudierte. Maurseth wurde 1983 in der wunderschönen gleichnamigen Fjord-Region in Westnorwegen geboren und begann mit 8 Jahren, die Fiddle zu spielen. Noch heute ist sie glücklich darüber, dass ihr langjähriger Lehrer Knut Hamre sie nie am Improvisieren hinderte. Nie fielen Wörter wie „falsch“ oder „Fehler“ (stattdessen sprach er von „Variationen“ und „Möglichkeiten“), wie sie in den Liner Notes erklärt. Später studierte sie Norwegische Folk Music Performance und arbeitete mit vielen verschiedenen Künstler*innen aus dem Barock über Jazz bis freier Improvisationsmusik zusammen. Hinter ihrem sechsten, wohl persönlichsten Album steht der Wunsch, sich als Komponistin weiterzuentwickeln und mehr Improvisation in ihre Musik zu integrieren. So kommen Folk- und Worldmusik-Fans jetzt in den Genuss von 8 meditativ-besinnlichen Instrumentalstücken, die von feenartigen Waldwesen (hulder) oder den wechselnden Farben des Fjords erzählen. Man muss gut hinhören, um die Schönheit richtig würdigen zu können, die in dieser zeitüberschreitenden Musik innewohnt.

CD, 2019, 8 Tracks, Label: Grappa

Mane Stelzer

30.08.2019