Lydia Persaud

“Let Me Show You“

„Let Me Show You“ ist das erstaunlich reife Debüt der talentierten kanadischen Musikerin Lydia Persaud. 24 Jahre jung, behütet und in den ersten Schuljahren mit Homeschooling aufgewachsen, war sie in ihrer Kindheit und Jugend vor allem in der Kirche aktiv. Dort lernte sie nicht nur Gospels zu singen, sondern auch, mit Musik ihre Dankbarkeit (gegenüber Gott) auszudrücken und nicht nur nach Glanz und Gloria zu schielen. Nicht verwunderlich also, dass zu ihren ersten Gesangsvorbildern die Soul-Ikonen Mariah Carey, Aretha Franklin und Stevie Wonder gehörten. In Toronto bewegt sie sich jedoch genauso gern in der Jazz- und Folkszene, in letzterer war sie in den letzten 7 Jahren im all female Trio „The O’Pears“ unterwegs. Es macht ihr Spaß, mit Ukulele und Folkgesang die Stereotype zu durchbrechen, die sie als „woman of colour“ gern mal im R’n’B-Genre verortet. Sie singt fantastisch, ungemein gefühl- und kraftvoll, es ist nicht zu überhören, mit welcher Leidenschaft und mit wieviel Herz sie das tut. In ihren Liedern erzählt sie von ihren Erfahrungen als Frau mit Multikulti-Hintergrund (mit kanadisch-südamerikanisch-ukrainischen Vorfahren), von den Versuchen der Gesellschaft, women of colour ruhigzustellen, weil man sich vor starken Frauen mit dunkler Hautfarbe fürchte. Im „No Answer“ und „Stay Down“ macht sie sich für Inklusion und Toleranz stark. Ihre Band verströmt mit geschmeidigen Basslinien, knackigen Gitarrenriffs, Streichern, Flöte und lässigen Beats ein warmes, „smooth like butta“-70er Jahre-Feeling. Mein absoluter Favorit: „Honey Child“.

CD, 2019, 11 Tracks, Label: Next Door Rec

Mane Stelzer

02.06.2019