Lia Pale & Mathias Rüegg

„Kunstlied meets Jazz – Brahms-Edition“ könnte das Motto des dritten Albums von Lia Pale lauten. Mit  „The Brahms Song Book“ knüpfen die österreichische Sängerin und der Schweizer Arrangeur und Jazzmusiker Mathias Rüegg an die erfolgreiche Tradition ihrer ersten gemeinsamen Alben „A Winter’s Journey“ und „The Schumann Song Book“ an. Die vielfältige Auswahl Brahmsscher Werke umfasst Vertonungen romantischer Lyrik und Volkslieder, welche in sanfte oder temperamentvolle Arrangements gekleidet werden. „Ich singe klassische Kunstlieder als Songs, weil ich an eine Freiheit der Interpretation glaube“, erklärt Pale, die neben ihrem ausdrucksstarken Gesang auch mit klangvollem Flötenspiel überzeugt. Mal geht es dabei lustig zu („Tell Me My Sweet Shepherdess“), mal eher nachdenklich („Melancholy“) – ein Gefühl, welches vor allem durch den reizvollen Klang einer Bassflöte getragen wird. Auch gesanglich bietet Pale ein breites Spektrum an. Während sie ihre Hörer*innen beim Eichendorff-Klassiker „Mondnacht“ („Night of the Moon“) mit samtiger Stimme verzaubert, interpretiert sie das von einer Bassklarinette begleitete „My Only Light“ im hymnischen Gospel-Style. An anderer Stelle überrascht das Album mit lateinamerikanischen Pianoklängen  („Resonance“) oder groovigen Arrangements („No House, No Home“), welche die von Pale gesungenen Texte in faszinierender Weise umdeuten. Eine besondere Art interpretatorischer Freiheit zeigt sich im Stück „Sleeping Beauty“, bei welchem die Sängerin das Märchen von Dornröschen im genderkritischem Rollentausch darstellt und sich dabei selbst zur Retterin eines schlafenden Prinzen macht. Wer sich für kreative Crossover-Projekte begeistert, wird an „The Brahms Song Book “ sicher großen Gefallen finden.