Leyla McCalla
“The Capitalist Blues“
Das neue Album der Musikerin Leyla McCalla ist ein charmanter sozialkritischer Soundtrack zwischen Zydeco, Folk, Blues und Calypso, der einen Bogen von Louisiana nach Haiti schlägt. McCallas Eltern kamen aus Haiti und waren Menschenrechts-Aktivist*innen, was sie in ihrer Arbeit sehr geprägt hat. So thematisiert sie wie schon beim Vorgänger „A Day For The Hunter, A Day For The Prey“ (2016) die Ungerechtigkeiten der Welt. Im Opener “The Capitalist Blues” singt sie vom Leben in einer zunehmend kapitalistischen Gesellschaft (“I’m swimming in an ocean of sharks”). Was sie umtreibt ist, wie im gespaltenen Klima der Trump-Ära die Ideale einer demokratischen Gesellschaft langsam verschoben werden. “It feels like everyone’s in a pressure cooker in this country,” beklagt sie. Ihre Songs singt sie auf Englisch und haitianischem Kreol, das sie als „Sprache des Widerstandes“ bezeichnet. Erstmals verzichtet sie auf ihr Cellospiel, begleitet sich nur noch auf Banjo und Gitarre und hat um sich eine Multi-Kulti-Begleitband an Fidel, Klarinette, Klavier und E-Gitarre versammelt; Cajun-, Zydeco- und Jazzmusiker*innen und ihr Trio, mit dem sie seit einigen Jahren zusammen ist. Frau traf sich beim Produzenten Jimmy Horn in New Orleans, wo die in NYC geborene Künstlerin seit 2010 lebt. In einem Stück stoßen Lakou Mizik aus Haiti mit ihrer „Rara“-Musik dazu. Das Mehrgenerationen-Kollektiv hat sich nach dem Erdbeben 2010 gegründet und mit ihr im Studio das Widerstands-Lied „Settle Down“ entwickelt.
CD, 2019, 11 Tracks, Label: JazzVillage
Mane Stelzer27.02.2019