Victoria Hanna

“Victoria Hanna“

Sprache und Stimme: das sind die grundlegenden Elemente, an denen sich die israelische Sängerin Victoria Hanna bedient. Ihr neues Debüt-Album teilt sie dementsprechend in zwei Teile. Die Sprache bildet den ersten Teil des Albums, welches in Israel bereits 2017 erschien und durchweg positiven Anklang fand. Aus den Wörtern, die sie singt, ruft und spricht, schöpft sie ihren vollen Wert, indem sie aus den Konsonanten die Beats – und somit den Rhythmus der Songs zusammensetzt. In einem ihrer populärsten Songs in hebräischer Sprache teilt sie die Worte sogar in Buchstaben auf: „Aleph Bet (Hoshana)“ ist ein Gebet für den Regen und ein furioses und mitreißendes Lied. Der zweite Teil des Albums hat den Fokus auf dem Melodischen, der Stimme. Welche Töne kann der Mund erzeugen? Victoria Hanna spielt mit ihrer eigenen Stimme und verwendet sie dabei als abstraktes Medium. Die ungewöhnlichen Klänge der Stimmkünstlerin bezieht sie teilweise aus jüdischen Musiktraditionen. Auch die hebräischen Songtexte stehen in einem traditionellen Zusammenhang, sie übernimmt sie aus jüdischen Schriften der Kabbala, Gebeten, Gedichten und philosophischen Texten. Mit aktuellen Beats bettet sie die Texte in einen zeitgenössischen Zusammenhang. Das Ergebnis ist moderne Musik, die sowohl zum Nachdenken, als auch zum Tanzen einlädt. Die lokale Presse bezeichnet Victoria Hannas Musik als „aramäischen HipHop und kabbalistischen Rap“, doch vollkommen in eine Schublade packen kann man die außergewöhnlichen Songs wohl nicht. Besonders sind auch die Themen, in welchen Victoria Hanna ihre Vergangenheit in einer streng religiösen Familie verarbeitet, Traditionen würdigt und sich zugleich aus diesen befreit. Zu empfehlen ist die CD allen, die keine Angst vor etwas Neuem haben.

CD, 2018, 10 Tracks, Label: Greedy for best music

Jacqueline Larius

01.09.2018