Neko Case
“Hello-On“
Die Entstehung des fünften Studioalbums „Hell-On“ der US-Singer-/Songwriterin Neko Case wurde von einem schlimmen Schickssalsschlag geprägt. 2017 brannte ihr Haus ab, während sie zu Studioaufnahmen in Stockhalm war, viele persönliche Erinnerungen wurden Opfer der Flammen. Deshalb zeigt sich Case auf ihrem neuen Plattencover mit brennendem Haarschweif und einem Kriegerinnen-Helm aus glühenden Zigaretten, und auch das Booklet zeigt Überreste ihres Hauses. Dass das Album kein trauriges geworden ist, liegt vor allem an zwei empowernden Schlüsselerlebnissen, die sie zuvor erlebt hatte: ihre Mitwirkung beim case/lang/veirs Projekt mit k.d. Lang und Laura Veirs, deren Arbeitsweise sie sehr inspirierte, und ein Symposium in Brooklyn 2016 („Women Producers“), auf dem ihr bewusst wurde, wie sehr Musikerinnen in der kollektiven Erinnerung und Musikgeschichte vergessen werden. Mit neuem Mut produzierte sie ihre Songs erstmals selbst, suchte sich den Schweden Björn Yttling als Coproduzenten und lud nicht nur longtime companions wie k.d. Lang, Laura Veirs, Paul Rigby, Paul Newman oder Joey Burns (Calexico) ins Studio ein, sondern auch neue Leute wie Beth Ditto oder Go-Betweens-Frontmann Robert Forster. Und getreu ihrem Motto, nicht noch mehr „Disneyfied stories“ in die Welt zu setzen, schrieb sie dunkle Märchen, in die ihre eigene Lebensgeschichte eingewoben ist. Ihren Kosmos bevölkern grausame Onkel und ausgestorbene Tiere, gequälte Musen und Orakel, Seemanns-Tattoos, wilde Kriegerinnen und vieles mehr, gekleidet in einen Country Noir-Sound, der manchmal mit 80er-Pop-Anleihen gespickt ist. Ihre schöne Stimme steht hell inmitten dieser dunklen Musik, und ist auch in einem wunderschönen Duett mit Mark Lanegan zu hören.
CD, 2018, 12 Tracks, Label: Anti-Records
Mane Stelzer16.07.2018