Lissie

“Castles“

Bei mir als langjährigem Lissie-Fan kann die Musikerin mit der grandiosen, unverwechselbaren Stimme eigentlich nichts falsch machen, ich liebe ihre Stimme fast bedingunglos. Dennoch war ich natürlich gespannt auf ihr neues, viertes Album. Es beginnt mit Regen und behutsamem Gesang und offenbart gleich die neue Richtung, die die Musikerin aus Illinois eingeschlagen hat. Konsequent hat sie sich in den letzten Jahren aus der lauten und fordernden Musikindustrie Kaliforniens ins ländliche Iowa zurückgezogen und ist sesshaft geworden. Sie  baut seitdem Gemüse an und züchtet Bienen. Doch anstatt sich auf die Veranda zu setzen, nur noch unplugged und mit der Klampfe Musik zu machen und Songs zu schreiben, hat sie ihr Setup fürs Songwriting um Beats und atmosphärische Sounds erweitert. Diese andere Herangehensweise brachte frische Ideen und eine neue Freiheit, das Ergebnis sind unerwartete harmonische Wendungen, mitreißende Refrains und ganz neue Klänge („Love Blows“). Aus erdigem Rock wurde luftiger Dreampop, der an Kraft aber nichts verloren hat, voller Hoffnung, Sehnsucht und neuer Gewissheiten, was wirklich zählt im Leben. Wer sich von den Erwartungen anderer befreit, kann nicht fehlgehen – auch die neue Lissie überzeugt.

CD, 2018, 13 Tracks, Label: Cooking Vinyl

Mane Stelzer

15.05.2018