Lizz Wright
“Grace“
Von 0 auf 100 – so könnte man die Karriere der US-Sängerin Liz Wright kurz zusammenfassen. Mit ihrem Debütalbum „Salt“ platzierte sich Liz Wright 2003 auf Anhieb unter den Top Ten der US-Jazz Charts. Ihre folgenden Alben „Dreaming Wide Awake“ und „The Orchid“, schafften es sogar unter die Top 3. Auf ihrem letzten Album „Freedom And Surrender“ hat Lizz Wright fast nur eigene Songs eingespielt. Damals wollte sie keine Coversongs aufnehmen. „Coversongs aufzunehmen ist, als würde man nach einer intensiven Recherche eine gute Hausarbeit abliefern. Das kann wirklich überraschend und auf gewisse Weise sehr kreativ sein“, hat sie damals gesagt. Mit ihrer nun sechsten CD „Grace“ präsentiert die Sängerin fast nur Coverversionen. Auf diesem Album hat sie also eine gute Hausarbeit abgeliefert. Die Aufgabe hieß wohl „Gospels und Spirituals“ und führt sie zurück zu ihren musikalischen Anfängen, die in einem Südstaaten-Gospelchor wurzeln. Auf „Grace“ lässt sie ihrer Kreativität in alten und neuen Songs ihren Lauf; sie kommen überwiegend im Gospelkleid daher, mit Orgelklängen und Hintergrundchor, klingen aber auch bluesig. Den Auftakt macht ein schwermütiges Lied („Barley“) aus dem zweiten Album („Live From Space“). Die Stimmung ist überwiegend melancholisch-wehmütig, was auch schon das leicht düstere Albumcover mit den abgestorbenen Bäumen anzudeuten scheint. So klingen Songs wie „Barley“, „Southern Nights“, Nina Simone’s „Seems I’m Never Tired Of Loving You“, oder auch der titelgebende Track „Grace“ sehr schwermütig. Es sind Songs aus der geschundenen Seele des amerikanischen Südens, die von Leid und Qual und Durchhaltevermögen handeln. Doch es gibt auch hoffnungsvoll-swingende Stücke auf dem Album. Die Tracks „Singing In My Soul“, ein alter Gospel aus den 1930er Jahren, oder Ray Charles‘ „What Would I Do“ lockern die melancholische Stimmung zwischendurch etwas auf und könnten sogar zum Tanzen verleiten. Mit der Eigenkomposition „All The Way Here“ schließt die Sängerin ihr Album und rundet so die Auswahl routiniert ab.
CD, 2017, 10 Tracks, Label: Concord Records
Tina Adomako02.01.2018