Laura Perrudin
“Poisons And Antidotes“
Die Bretonin Laura Perrudin kreiert nur mit ihrer elektrischen chromatischen Harfe, ihrer Stimme und einem Loop-Gerät bestrickende Soundlandschaften. Jetzt legt sie, nach ihrem hochgelobten Debüt „Impressions“ (2015) ihr neues Album „Poisons And Antidotes“ vor, das 12 sehr unterschiedliche, von Jazz, über Electro und Experimental zu New Soul und Folk changierende Songs präsentiert. Wer sie live sieht und hört, staunt über die vielfältigen Klangmöglichkeiten dieses Instruments, mit dem sie erstaunliche Geräusche hervorbringen kann. Tatsächlich – frau glaubt es kaum – ist auf dem Album kein anderes Instrument zu hören. Ihr Stil ist eigenwillig, gleich der erste Track „Inks“ mit seinen Industrial-Klängen und sperrigen Popgesängen ist nicht gerade ein leichter Einstieg, führt aber in das Thema der Scheibe ein: Gifte und Gegengifte, Substanzen, die gleichzeitig Schaden und Nutzen bringen können – Kunst, die aus dem Schrecken entsteht. In manchen Stücken scheint ein lauernder, bedrohlicher Unterton in der Luft zu liegen („The Trap“, „Heliotopie“), Industrial Sounds und hallige Gesänge erzeugen bizarre Klangcollagen. Perrudin verabreicht aber auch Schlafmittel für süßen Schlaf und luftig-leichte Soulperlen wie „The Ceiling’s Maze“ oder „Diurnal Fireflies“. Bei zwei Songs gibt sie William Blake (1757-1827) eine Stimme, der als Künstler und Visionär arm und weitgehend unbeachtet lebte, heute aber als einer der bedeutendsten Dichter der englischen Lyrik gilt.
MELODIVA CD Tipps Oktober 2017
CD, 2017, 13 Tracks, Label: L’autre distribution
Mane Stelzer26.10.2017