Nerina Pallot
“Stay Lucky“
Wow, was für ein Opener! Schon bei den ersten Takten von Nerina Pallot’s neuem, sechstem Album „Stay Lucky“ klebe ich förmlich an ihren Lippen. Ein melancholisches Klavier, ein warm-smoother Bass und dann diese wunderschöne Stimme, durchlässig und sehnsuchtsvoll. Eigentlich reicht mir der Song „Juno“ schon, aber wie sich herausstellt, gibt es noch mehr Schätze zu entdecken: „Man Didn’t Walk On The Moon“ ist eine Reminszenz an Fleetwood Mac’s „Dreams“ und bringt die Zeit der ersten Liebe zurück, „All Gold“ erinnert mich an Abba’s „The Winner Takes It All“. Neben Balladen, die ganz intim mit einem charmanten, alten Klavier beginnen und sich dann mit der Band in schwärmerische Höhen aufschwingen, gibt es auch tanzbare Nummern („Bring Him Fire“), in denen Pallot’s soulige Stimme voll zur Geltung kommt. Das grandiose „The Heart Is A Lonely Hunter“ beschwört eine unerfüllte Liebe herauf, „Bird” glänzt mit einem Gospelchor. Die String-Arrangements von Sally Herbert (Florence & The Machine, Bat For Lashes) steuern mit den Bläsern, Synthies und Backgroundvocals ein cooles 70s-Feeling bei, sorgen manchmal aber für ein Quentchen zu viel Seichtigkeit. Pallot hat bereits 22 Jahre Musikbusiness hinter sich mit Major Labels, die zu viel reinquatschten und nicht mit 100 000 verkauften Alben zufrieden waren. Jetzt mit 43 Jahren veröffentlicht sie auf ihrem eigenen Label Idaho Records und sagt: „Ich bin jetzt erst wirklich bei mir angekommen“.
MELODIVA CD Tipp Oktober 2017
CD, 2017, 10 Tracks, Label: Idaho Records
Mane Stelzer12.10.2017