Alejandra Ribera
“This Island“
Kanada, das Sehnsuchtsland vieler deutscher Auswanderer, scheint einfach ein guter Ort zu sein für Songwriterinnen. Nachdem Alejandra Ribera in den letzten beiden Jahren überwiegend in Paris lebte, hat sie ihr Album „This Island“ im tiefsten Winter im ländlichen Ontario aufgenommen. Bei den Aufnahme-Sessions waren meist alle Musiker*innen der über Jahre intensiv miteinander eingespielten Kernbesetzung gemeinsam in einem Raum, mit Blick hinaus in die weite, verschneite Landschaft und auf einen zugefrorenen See. Das hört man: Das Album klingt ungemein intim und zugleich nach ganz viel Raum. Und es zieht einen von Anfang an mitten hinein in einen Moment zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Schmerz und Heilung, Verlust und Dankbarkeit, Melancholie und Freude. Die Songs changieren mit eigenständiger Leichtigkeit zwischen Folk, Pop, Jazz und sogenannter Weltmusik, ergänzt und kontrastiert von teils luftigen, teils hymnischen Bläserarrangements oder festlichen Streichertexturen. Und die Stimme von Alejandra Ribera kann eigentlich alles: Mal klingt sie stark, fordernd, voll, warm und umarmend; mal rauchig, brüchig und verletzlich; immer aber offen und authentisch und von einer den ganzen Körper durchströmenden Tiefe. Ihre englischen, französischen und spanischen Texte beschreiben eine Forschungsreise zum menschlichen Herzen – stets auf der Suche nach einem Licht, das (angelehnt an einen Leonard Cohen-Text) nur durch die Brüche eindringen kann. Es mag ein überstrapaziertes Klischee sein, um eine Rezension zu beschließen, aber was soll’s: Hier hat eine großartige Musikerin ihre ganz eigene Stimme gefunden. Und vermag daher auf eine Weise zu berühren, die man nicht wieder vergisst.
CD, 2017, 10 Tracks, Label: Revolver
Simone Dömling26.09.2017