Ergebnisse der jazzstudie2016: MusikerInnen sind leidenschaftlich kreativ und schlecht bezahlt
Jazz leistet einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag in der Kunst sowie im Bereich der kulturellen Bildung und doch bleiben die KünstlerInnen schmerzlich unterbezahlt: das durch musikalische Arbeit erzielte Jahreseinkommen der deutschen JazzmusikerInnen liegt bei durchschnittlich 12.500 Euro. Das zeigt die jazzstudie 2016, deren Ergebnisse am 16.03. im Haus der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin präsentiert wurden. 2.000 professionelle JazzmusikerInnen nahmen im vergangenen Jahr an einer großen Online-Befragung zu ihren Lebens- und Arbeitsbedingungen teil. Auftraggeber der von dem Kulturwissenschaftler Thomas Renz vom Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim verfassten Studie waren das Darmstädter Jazzinstitut, die Union Deutscher Jazzmusiker und die Interessengemeinschaft Jazz Berlin.
Bei der Vorstellung der Studie in Berlin sah auch Siegmund Ehrmann, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag, Handlungsbedarf: „Mit der jazzstudie2016 liegen endlich belastbare Zahlen vor, auf die Kulturpolitik jetzt reagieren muss. Dabei sind die Erkenntnisse weit über die Jazzszene hinaus für viele frei arbeitende Kulturschaffende relevant.“ Die Studie zeigt unter anderem, dass Jazz überwiegend im urbanen Raum geschaffen wird. Die Jazzmetropolen Köln und Berlin sind auch die Regionen, wo die meisten der Befragten leben und von denen nach Selbsteinschätzung der JazzmusikerInnen die wichtigsten künstlerischen Impulse ausgehen. Umso problematischer ist der Befund der Studie, dass insbesondere dort professionelle MusikerInnen selten mit mehr als 50 Euro pro Auftritt nach Hause gehen. Studienleiter Thomas Renz sieht daher die Notwendigkeit einer generellen Verbesserung des Gagenniveaus. „Die Landschaft der privaten und selten mit öffentlichen Mitteln geförderten Spielstätten für Jazzmusik ist geschichtlich gewachsen und bedarf einer finanziellen Stärkung„, so seine Empfehlung. Gebhard Ullmann, Vorsitzender der Union Deutscher Jazzmusiker, sieht einen klaren kulturpolitischen Handlungsbedarf: „Die Studie zeigt deutlich, dass spezifisch auf Jazz ausgerichtete Fördersysteme fehlen. Erst wenn Bund, Länder und Kommunen eine solide Infrastruktur für diese wichtige Kunstform bereitstellen, kann sich auch die Lebenssituation ihrer Künstler nachhaltig verbessern.“
Arndt Weidler vom Jazzinstitut Darmstadt wies darauf hin, dass Jazz und improvisierte Musik aus dem Musikleben in Deutschland nicht wegzudenken seien. Sie leisteten einen erheblichen Teil zur Weiterentwicklung von Kunst und Kultur in unserer Gesellschaft. Aktueller Jazz sei gekennzeichnet durch offene Grenzen zu anderen Genres wie Rock, Pop, Neue Musik und Klassik und ebenso zu anderen performativen Künsten wie Tanz und Theater, aber auch Bildender Kunst oder Lyrik. In den letzten Jahrzehnten sei die aktive Jazzszene durch gezielte und intensive Nachwuchsfördermaßnahmen und umfassende Studienmöglichkeiten stetig gewachsen. Dem müsse die Kulturpolitik auf allen Ebenen nun auch Rechnung tragen.
Hier gibt es die Studie zum Download: www.jazzstudie2016.de.